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Kanzelschreiber
Grün schlägt Schwarz
Wie die Jugend das Spiel bestimmt
Als die Grünen in den Bundestag kamen, schrieb man das Jahr 1983. Vorangegangen war ein Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt. Die Bundestagswahl am 6. März 1983 war eine Zäsur in Deutschland. Die Union erhielt 255 Sitze, gefolgt von der SPD mit 202 Sitzen, die FDP errang 35 Sitze und die Grünen erhielten 28 Sitze. Nach zwölf Jahren wechselte die SPD auf die Oppositionsbank. Die Union bildete mit der FDP eine Koalitionsregierung.
Die Welt wurde seither ziemlich umgekrempelt. Der Ostblock ist Geschichte, Deutschland aus zwei Teilen zusammengenäht, Ausstieg aus der Atomkraft nach zwei verheerenden Unfällen, der Balkan blutig in Teile zersprungen, die Klimaerwärmung spät aber doch als immense Bedrohung erkannt. Aber die großen Parteien verharren stoisch im Gestern. Merkel als große Aussitzerin eine würdige Kohlnachfolge. Anstelle Migration zu steuern und zu nutzen machen sie die Grenzen dicht und führen Obergrenzen ein.
Aber das Modell katholische Kirche, mit Dogmen zur Unbeweglichkeit selbsteinbetoniert, funktioniert weder bei der Kirche noch bei den Parteien. Das musste den Grünen zwangsläufig zugute kommen. Sie haben das brache Feld der Umweltpolitik besetzt und die extrem gestiegene Aufmerksamkeit in Sachen Umwelt gibt ihnen gewaltigen Auftrieb. Natürlich kann man als Partei nicht nur ein Thema besetzen, insbesondere, wenn man regieren will. Da ist breite Kompetenz gefordert. haben sie die?
Doch genau hier haben die mittlerweile ehemaligen Großen ihre Probleme. Denn Kompetenz hat man, wenn man in seinem Metier sattelfest ist. Was sagt es über die Kompetenz eines Verkehrsministers aus, wenn er sich für Verbrenner einsetzt, für mehr Autobahnen und Straßen, gegen Tempolimit, die Schiene vernachlässigt, das ist im günstigsten Fall als Kompetenz von gestern zu werten, eher aber Inkompetenz. Was ist von einem Innenminister zu halten, der dem Migrationsgeschehen planlos gegenübersitzt, die Angst vor Überfremdung in die Köpfe sät und damit einer AfD Aufschwung gibt und dann auch noch mit einer idiotischen H10-Regelung die Energiewende stoppt, einem Wirtschaftsminister, der scheinbar vom Klimawandel noch nicht mal gehört hat?
Nein, mit diesem Personal können die Aufgaben von heute und morgen nicht gelöst werden. Die Bürger erkennen das und die Umfragen belegen es. Die Grünen aktuell stärkste Partei, das liegt nicht nur an der Kandidatenkür, die so ganz anders war, als bei der Union oder gar der SPD, die sich Scholz als Parteivorsitzenden nicht vorstellen konnte aber als Kanzlerkandidaten. Das hat was von Schizophrenie. Während die Union über einen Skandal nach dem anderen stolpert. Ihren Abgeordneten Ehrenerklärungen abringen muss und dann trotzdem wieder irgend ein Fall von Bereicherung ans Licht kommt, glänzen die Grünen mit einer Disziplin, die man von einer Regierung erwarten darf. Ob die Grünen reif für regieren sind, müssen sie beweisen, die Union ist es jedenfalls nicht mehr und die SPD scheint maximal regierungsmüde.
Im Herbst ist alles möglich, auch eine Grün geführte Regierung. Das werden die Wähler entscheiden. Bis dahin kann man nur hoffen, dass die Union in ihrem Taumeln nicht noch weiter ausrastet und vergisst, was der Anstand verlangt und was der Würde einer Traditionspartei angemessen ist. Die Aktion mit den Fliegenpilzen war es jedenfalls nicht. So was mag Stil der AfD sein, einer Unionspartei ist das nicht würdig. Das war definitiv unterste Schublade. Sollen solche Schmutz und Lügenparolen tatsächlich Wähler für die Union gewinnen?
Ein wesentlicher Grund für die Gewichtsverlagerung liegt natürlich auch im Generationswandel. Die lebenslang Parteitreuen sterben aus, die Jugend aber ist an Themen interessiert und will sie angepackt haben. Allem voran der Klimawandel, die Energie- und Verkehrswende. Es wächst eine politisch interessierte Jugend heran, die mitgestalten will, für eine intakte Zukunft, für neue Arbeitsmodelle, für mehr Sozialstaat, für saubere Energie und neue Verkehrskonzepte. Für einen Staat, der für die Bürger agiert und nicht für die Lobbyisten. Das hat auch die Grünen umgestaltet, denn sie sind aufgeschlossen und ließ die Jungen in ihre Reihen, während man sich bei den "Großen" auf der Ochsentour hochzudienen hat. Der Herbst 2021 bringt nicht nur einen Jahreszeitwechsel, er wird einen radikalen Wechsel ins Land tragen, einen frischen Wind. Der ist auch erforderlich, denn wir haben nur diese Erde und die ist schön.
Lobet den Herren!
Warum Söder so oder so scheitert
Jetzt setzen wir einmal den unwahrscheinlichen Fall voraus, dass ein Herr Söder, seines Zeichens Ministerpräsident von Bayern und Vorsitzender der zur Verschlankung verdammten CSU es schafft, Kanzler zu werden. Er folglich eine echte Koalition schmieden müsste und nicht so ein Koalitiönchen wie in Bayern. Nein, eine Koalition mit einem selbstbewusstem Partner. Jetzt will ich dem Aiwanger nicht zu nahe treten, aber man muss schon feststellen, dass sein Balzgehabe mit der Nähe zu Söder abnimmt. Nehmen wir nur mal an, Söder müsste mit den Grünen koalieren und - wohlgemerkt - er müsste. Merkel würde es "alternativlos" nennen. Ja was glaubst du, wie der Söder bei jeder Forderung der Grünen selbst grüner und grüner wird, aber im Gesicht. Söder und klein beigeben, das wäre ein interessantes Experiment, Söder und verhandeln? Man kann sich die Länge der Koalitionsverhandlungen nur ansatzweise vorstellen, aber unter einem Jahr würde das vermutlich nichts. Und am Ende würde Söder vielleicht sogar den Lindner machen und sich damit vom Feld.
Söder will nicht verhandeln, er will gelobt werden. Und wenn er das ausnahmsweise mal nicht selber tun kann, dann braucht er seine Cheerleader. Ja keine Blöße geben, das beweist er allein schon mit seiner Frisur, deren auftoupierten Reste sich alle Mühe zu geben haben. Tough mit Taft. Es ist in der Tat eine besondere Begabung, kaum begonnene Projekte als Glanzleistung und quasi so gut wie abgeschlossen zu darzustellen und sich als deren großer Initiator und Macher zu präsentieren. Das kann man schon mal machen, zumindest in Bayern, den der Bayer klatscht früh und laut und freut sich schon, wenn der Ministerpräsident in seine Nähe kommt. "Bürgermeister Dorfgschaftl im Gespräch mit Ministerpräsident Söder", ja das geht runter wie warme Semmeln, auch wenn das "Gespräch" ein Serienfototermin mit maximal 30 Sekunden war, zu dem man Schlange stehen musste. Wenn aber Söder in Berlin aussteigt, bläst ihm ein anderer Wind entgegen. Man wird sagen: "Er wollte doch nur kommen, wenn er von der CDU gerufen wird!" Nun, ES rief und Söder antwortete "Herr, du hast mich gerufen", das ist biblisch. Aber es war nicht der Herr, sondern Söders durchgebranntes Ego, das sich fortwährend in Berlin herumtreibt und die Heimkehr nach Bayern vehement verweigert.
Folgt Söder seinem Ego, dann wird er mit ihm scheitern, denn zu viele Eigenschaften für einen großen Staatsmann fehlen ihm. Viel zu sehr beschäftigt ihn das Ich und viel zu wenig interessiert ihn das Wir. Aber ohne das Wir bist du nicht in der Lage, eine handlungsfähige Koalition zu schmieden oder gar zu führen. Das Ich braucht eine absolute Mehrheit, die Koalition aber braucht das Wir. Das "wir schaffen das". Folglich wäre Söders Scheitern als Kanzler vorprogrammiert. Aus diesem Blickwinkel betrachtet wäre das erste Scheitern, also nicht Kanzlerkandidat zu werden, das schmerzlosere. Aber wie es ausgeht, das bestimmt der Wähler und der wird immer unberechenbarer. Manchmal denke ich mir, dass man eigentlich nur wählen können sollte, wenn man sich vorher ein Bild der Lage und einen Überblick der Parteiprogramme gemacht hat. Tatsächlich aber haben wir es mit uninteressierten Wählern zu tun, die sogar dem raffgierigsten oder unfähigsten Direktkandidaten ihre Stimme geben.
Was mich aber tröstet ist die Tatsache, dass Gott uns wohl so gewollt haben muss, sonst hätte er uns anders gemacht.
Die ungreifbare Pandemie
Warum im Ausland nichts mehr passiert
Zunächst einmal möchte ich mich nach Leibeskräften entschuldigen, dass ich schreiberisch so enthaltsam war. Nein, es war keine Coronainfektion, die Ursache war temporäre Interessensverlagerung, verursacht durch ein Arbeitsprojekt, das mir sehr am Herzen lag. Aber nun ist Licht am Ende des Tunnels, das Ende der satirischen Durststrecke ist erreicht, es geht wieder los.
Aber was, liebe Pandemiererinnen und Pandemierer ist mit Losgehen gemeint? Nun, es geht um die berechtigte, satirische Herangehensweise an das allumfassende Phänomen der weiterhin grassierenden Pandemie. Nehmen wir mal die Lockerungen zu Tschechien zum Anlass. Das Nachbarland hatte ja zu Bestzeiten einen Inzidenzwert von 500, da wären bei uns längst die Feuerwehren ausgerückt. Aber nachdem die Tschechen sich eisern gelockdownt haben, sind sie nun bei 250 und die Grenze darf öffnen. Schwierig zu verstehen, weil dazu braucht man ein gerütteltes Maß an Politikerhirn. Denn während bei uns ab 100 die Schulen nicht öffnen dürfen, weiterhin die Beschränkung auf einen erwachsenen Besucher gilt, scheint eine tschechische Inzidenz von 250 unterhalb der Gefährdungsschwelle. Verstehe das, wer kann.
Manchmal ist man direkt überwältigt von der Kurz- oder Engdenkigkeit der menschlichen Rasse, vor allem der Waidlerischen, so zum Beispiel in Hauzenberg, das grundsätzlich in der Lage wäre, große Mengen grüner Energie zu erzeugen, wenn dazu keine Windräder erforderlich wären. Das ist natürlich ein unauflösbares Dilemma, vorangetrieben durch die unterschiedlichen Intreressensgruppen, die allesamt am liebsten keine Windräder hätten, Strom schon, nicht dass da ein falscher Eindruck entsteht.
Seit wir Strom produzieren, steht vor allem die Dampfmaschine im Vordergrund, zunächst bei Kohle, Erdgas und Atom. Und selbst wenn wir das Rätsel der Kernfusion lösen können, ist es doch nur eine Dampfmaschine, die den Strom produziert. Ziemlich primitiv für eine Spezies, die zum Mars fliegen will, finde ich. Dabei gibt es mit Windenergie, Solarenergie, Strömungskraftwerken längst Technologien, die das Dampfzeitalter auf wesentlich effektivere Weise abschließen könnten. Aber was nützt das, wenn man so ein Windrad nun mal sieht? Noch dazu dreht es sich und manche dabei durch.
Dem Klimawandel sind wir egal, der braucht keine Menschen, der kommt ohne uns aus. Ob die Erde sich um 2 oder 5 Grad erwärmt, das macht dem Klimawandel nichts aus, der Erde auch nicht, die dreht sich vom Mond umspielt weiter. Für Menschen geht das halt nicht mehr, die verrecken dann wie die Fliegen, wie Parasiten. Ob das allerdings den Parasiten gefallen wird? Offensichtlich schon, weil sie lieber am Klimawandel verrecken, als Windräder zu ertragen oder Stromtrassen. Das Gute daran: Die Erde wird sich nach dem Absterben der Menschen relativ schnell wieder erholen und recht bewohnbar werden. Da wird halt dann ein neuer Adam notwendig sein. Aber ob Gott seinen Fehler wiederholt? Das ist eine sehr berechtigte Frage.
Ankommen dürfen
Wie man als Flüchtling anerkannt wird
Sie kommen jedes Jahr, angeblich aus dem Morgenland und zu dritt, einer ist dunkel. Sie faseln irgendwas von Frieden, malen kryptische Zeichen auf die Haustür und wollen Geld. Jedes Jahr wieder. Angeblich beten die Menschen in Germanistan einen Verurteilten aus dem nahen Osten an, seltsamer Brauch und zum Abschluss der Zeremonie essen sie ihn auf. Komische Leute. Diejenigen, die den Verurteilten zerstückeln, dürfen nicht heiraten, manche von ihnen werden deshalb abartig und missbrauchen Kinder, aber die Vorgesetzten kümmert das nicht, oder sie meinen, dass man das einem Leichenzerstückler zugestehen müsse. Ob das den Kindern hilft? In Germanistan essen sie Schweinefleisch, obwohl sie wissen, dass es nicht gesund ist. Und sie trinken Alkohol und schlagen dann ihre Frauen. Die meisten Germanistanis haben keine Religion mehr, das liegt vermutlich an der abstrusen Praxis des Zerstückelns, vielleicht aber auch an der Schändung der Kinder. Gutachten dazu werden jedenfalls unter Verschluss gehalten. In Germanistan hatten sie mal eine andere Religion, sie war dort gewachsen. Aber die Römer haben ihnen eine andere verordnet. Gott wird das wohl egal gewesen sein, mit welcher Religion die Germanistanis für Ordnung sorgen. Trotzdem hat es vielen den Kopf gekostet und der Oberhenker war ein Germanistani, ein Konvertit. Hüte dich vor Konvertiten! Ich sag dir: ein gläubiger Moslem ist eher dein Freund als ein Konvertit. Überhaupt sollte Freundschaft nicht von Religion abhängen.
Willkommene Ausländer in Germanistan
Mein Vater hat mit 16 Jahren eine weiße Fahne im Kirchturm versteckt, um den Ort friedlich zu übergeben. War er deshalb ein Vaterlandsverräter? Im 2. Weltkrieg überschwemmten tausende Amerikaner das Land und machten ordentlich Krieg. Dann schwängerten sie die Frauleins. Aber das hat man ihnen nicht angelastet. Wenn heute ein Syrer kommt, ist er sofort Feind, auch wenn er nichts macht. Und wenn er seinen Audi zu Schrott fährt, dann regt man sich auf, warum der überhaupt einen Audi haben kann. Ein Kamel wäre doch genug. Und der Syrer soll in Syrien bleiben, außer wenn er Fußballspielen kann oder Drecksarbeit, dann ist er ok. Aber Syrer mit Audi geht gar nicht. Und wenn er Landsleuten nach Germanistan verhilft, ist er als Schleuser abgestempelt, obwohl als Syrer legal Einreisen gar nicht geht. Germanistan ist da ebenso streng wie inkonsequent. Die machen ein Land per Gesetz zum sicheren Land und kümmern sich nicht um die wirklichen Verhältnisse. Also wenn du unberechtigt nach Germanistan kommst, dann sollst du arm sein und bitte kein Handy, das erregt Neid. Neid können die Germanistanis sehr gut. Sie haben da ein schönes Sprichwort: "Neid musst du dir erarbeiten, Mitleid bekommst du geschenkt". Das musst du wissen, wenn du als Fremder nach Germanistan kommst. Weißt du dort geht es den Hunden besser als den Flüchtenden. Die sollen nämlich unterwürfig und möglichst arm sein. Das musst du lernen, das musst du üben, wenn du nach Germanistan flüchtest. Die Germanistani wollen Almosen verteilen, sie wollen dich dankbar sehen. Füge dich also in dein Schicksal und vergiss deine Geschichte, die interessiert sie nicht. Ob du Professor, Arzt, Rechtsanwalt, Wissenschaftler warst, das musst du alles ablegen. Du musst zum Bittsteller werden, sonst schicken dich die Germanistanis wieder heim. Viel Glück!
Aus sicheren Herkunftsländern muss man nicht fliehen?
Dass ein Arzt aus seinem Heimatland fliehen muss, das akzeptieren sie nicht. Sie betrachten dich deshalb als Wirtschaftsflüchtling. Deine Geschichte von der Religionspolizei, die dir den Tod angedroht hat (und du weißt, dass das keine leere Drohung ist) akzeptieren sie nicht. Sie glauben nicht, dass es so was gibt. Du musst ihnen eine andere Geschichte erzählen, eine, die sie hören wollen, die sie erschaudern lässt, dann hast du eine Chance. Und vernichte deinen Pass, wenn du aus einem aus Germanistanis Sicht sicherem Herkunftsland kommst, sonst kannst du gleich umkehren. Sie lassen dich in deinem "sicheren" Herkunftsland von der Religionspolizei hinrichten, Hauptsache, es bleibt ein sicheres Land. Du musst viel über Germanistan lernen, wenn du ein Bleiberecht haben willst und du musst deinen Stolz ablegen, er wird dort nicht gerne gesehen.
Corona - Ahnungslosigkeit in drei Akten
1. Akt
Heute wieder Schnee, aber nur ein Bisschen. Die Fräse hat frei, bleibt aber wegen Corona zuhause. Wollte mir zum Frühstück eigentlich beim Bäcker Brezen kaufen. Hab dann probiert, wie man mit der FFP2-Maske Brezen bestellt, mich dann für zwei Scheiben Schwarzbrot aus der Brotdose entschieden. Tanken geht, weil man da bloß mit den Fingern die Zapfsäule aufzeigen braucht. In München haben sie entschieden, dass 15km nicht vorgeschrieben werden darf. Der Landkreis Passau besteht aber trotzdem darauf, dass keine Terroristen einreisen dürfen, außer wenn sie arbeiten. Frisöre dürfen weiterhin nicht, also habe ich bei Amazon Haarspangen bestellt und Zopfhalter. Damit die Arbeit funktioniert, habe ich mit Panzertape einen Fön an den Monitor geklebt, der die Haare nach hinten bläst. Wann wird's mal wieder richtig Sommer?
2. Akt
Schneefräse hat sich ganz nach hinten in die Scheune verkrochen, natürlich, der Regen, macht den Schnee schwer, sie hat Angst. Als hätte Corona nicht schon gereicht, jetzt auch noch nasser Schnee. Stiga - so heißt sie - hat nur 8,5PS, nicht viel und bei nassem Schnee? Da tropft dir der Motorölschweiß schon mal vom Zylinderkopf. Habe mich doch noch zum Bäcker aufgerafft, wegen der Brezen. Muss mit der Maske noch üben, kam mit Krapfen heim. Krapfen sind auch OK. Die Bäckerin redete mich mit Sie an, hätte die Haare aus dem Gesicht kämmen sollen. Oder den Namen auf die Maske schreiben. Vielleicht bietet Amazon Brezn. Klick-Bestellungen sind fehlerfrei. Ein Klick ist ein Klick und macht aus Brezen keine Krapfen. Corona, mag dieses Wort nicht mehr. Corona ist blöd. Hoffentlich Rückgaberecht. Infektionsrücknahme läuft schleppend.
3. Akt
Der Strickkurs ist gar nicht mal so übel und Ingeborg neben mir schon irgendwie nett. Wollte mich zum Brezenbackkurs anmelden, hab wohl genuschelt. Stricke jetzt mit einer Nadel neben Ingeborg knusprig braune Wolle. Die Schlange mit Luftmaschen in Brezenform trappiert. Nächste Woche stricken wir FFP2-Masken. Nachbar Wolfgang war schon beim Impfen, nun lässt er sich scheiden, hat sich in Werner verliebt. Ich warte wohl noch mit Impfen. Wer weiß ob man nicht plötzlich Muslim wird oder CSU-Anhänger, da bleibe ich lieber in der alten Risikogruppe. Heute schneit es wieder, die Schneefräse ist vorsorglich abgehauen, angeblich Richtung Südsudan, Schneephobie wahrscheinlich, aber mit leerem Tank finde ich sie morgen wieder. Wolfgang und Werner gehen küssend vorbei, muss mich noch daran gewöhnen. Wenn doch das Klopapier wieder knapp würde, so wie am Anfang, da war es ja auch nicht so schlimm. Ich versuche schon mehr zu verbrauchen, ist eine Sysiphos-Arbeit, man kann ja nicht immer auf's Klo müssen. Die Polizei hat heute eine stockbesoffene Frau aus dem Auto gezerrt und wegen fehlender Maske angezeigt. Sie muss sich morgen mit Maske auf dem Revier melden. Schau mir Urlaubsbilder der letzten Jahre an und blase manchmal mit Fön ins Gesicht, klebt noch am Monitor, denk dabei an Rügen. Fisch wäre jetzt gut. Frisch geimpfter Fisch. Die Amazon-Zopfhalter sind rosa mit Bärchen, egal. Kann jetzt sogar Zöpfe mit vier Strähnen flechten. Das Leben wird immer ahnungsloser.
Kulturinfarkt
Der totale Kulturlockdown
Schon den ganzen Sommer über freute sich das Konzert auf das Heraufziehen des Kulturherbstes. Stolz flanierte es an den Plakaten vorüber, mit denen es an Laternen und Litfaßsäulen angekündigt wurde. Ja es zählte die Tage und Stunden und wartete darauf, endlich das nächste Blatt am Abreißkalender wegzuzupfen. Immerhin steckte ihm der Frühling noch im Nacken, als Kultur auf einmal nicht mehr sein durfte. Immer Wassersuppe, das schmeckt halt nicht mal aufgewärmt, da helfen auch die paar Krümel Suppenwürze nicht wirklich. Ja, ja, spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Aber mal ganz ehrlich, als Künstler lebst du auch in der Zeit nicht wie die Made im Speck und dann auch noch was auf die hohe Kante. Netter Ratschlag. Danke!
Aber es kam, wie es kommen musste, im Herbst stiegen die verdammten C-Fälle wieder und die Herren der C-Partei hatten sofort die Kultur im Visier. Kultur steht ja immer im Verdacht, nicht besonders C-Partei freundlich zu sein. Man muss aber auch mal kulturschützend dagenhalten, dass die C-Partei nicht so besonders viel von Kultur hält, vor allem in den unteren Rängen der Kommunalparlamente. Als aber das Konzert die Hiobsbotschaft vom erneuten Lockdown erfuhr, schlug es der Länge nach hin und rührte sich nicht mehr. Der sofort alarmierte Kulturnotarzt kam nicht und auch die Kulturrettungsleitstelle hob bedauernd die Schultern. So kam es leider, dass das Konzert hilflos in der Öffentlichkeit verstarb. Dabei hätte schon eine Hand voll Eintrittskarten genügt, um es wiederzubeleben. Aber der Lockdown, leider.
In den Nachrufen war dann große und tiefe Trauer zu lesen. Und wie sehr man das Konzert vermisse und welch unermesslicher Kulturreichtum mit dem Konzert für immer von uns gegangen sei. Am meisten vermissten öffentlich diejenigen, die vorher das Konzert nie besuchten. "Man könne doch uns helfen" meldeten sich die noch nicht infarktierten Konzerte. Doch sofort verwies man auf dies und jenes Hindernis, dass man ja gerne und allumfassend helfen wolle, aber leider. "Liebe Konzerte, Sie wissen doch! Es geht um das Elementare, um die Automobilkonzerne zum Beispiel." Das sind doch ganz andere Dimensionen, aber danach werde man sich sofort ihrer annehmen. Versprochen. Und das ist wie bei den Wahlversprechen, da verspricht man sich auch ständig.
Indess wurde das Konzert in aller Stille beigesetzt, betrauert von den beteiligten Musiker*innen, die mittlerweile großteils der Kulturszene den Rücken gekehrt haben und als Paketdienstfahrer*in, Zeitungsausträger*in oder im Callcenter zu überleben versuchen. Man muss den jungen Menschen bei der Berufswahl wohl künftig den Ratschlag mitgeben, eine Branche zu wählen, die dem Staat rettungswürdig ist. Und Kunst, mein liebes Kind. Das finde ich sehr schön, aber halt nur als Hobby. Gell!
Häuserweihe
Über Glaube und Aberglaube
Als ich noch Kind war, zog alljährlich ein kirchliches Gefolge von Haus zu Haus. Der Priester in Chorrock, Albe und Stola begleitet von Ministranten. Einer trug die Laterne, einer das Weihrauchfass, ein Dritter das Schiffchen mit Weihrauch, ein Vierter hatte Kohlen dabei, ein Fünfter trug den Weihwasserkessel mit Pinsel und ein Sechster schließlich noch eine Tasche mit Büchern. Zwar gab es zum Adventbeginn eine ähnliche Prozession von Haus zu Haus, das waren die Adventsinger mit dem Verkündigungsengel, Johannes im Schaffell, Maria und Josef und allerlei Nebenengeln mit goldenen Flügeln. Johannes trug einen Adventkranz auf einer Stange. Vielleicht gibt es sogar die Texte noch. Jedenfalls war das ein schaurig, heiligmäßiges Spiel und hätte die Freude auf Weihnachten verstärken können, wäre da nicht auch noch der gestrenge Nikolaus mit seinem permanent grantigen Knecht auszustehen gewesen, der schon damals dermaßen viel über mich wusste, als wäre WhatsApp schon erfunden gewesen. Erst später wurde mir klar, dass sich meine Eltern mehrfach des Denunziantentums schuldig gemacht hatten.
Die Häuserweihe in den Tagen vor Epiphanie war jedoch von keinen widrigen Begleitumständen verdunkelt. Damals hatte Wegscheid noch drei Priester und damit drei Häuserweihtrupps und für jeden Trupp die volle Ausrüstung. Nun gab es immer schon besondere Häuser, wie es die auch heute noch gibt. Heute zeigt sich dies aber nur mehr in der Gastfreundschaft beim Neujahranblasen, die oft in Form von Schnaps erwiesen wird, was manchem Musikanten die Standsicherheit kostet, wenn es auf den Abend zugeht. Bei der Häuserweihe mag es vielleicht auch Schnaps gegeben haben, immerhin mussten die Geistvertreiber ja immer wieder in den kalten Winter hinaus, aber da ging es zunächst mal um Kaffee, Tee und Krapfen. Auf die Mittagszeit zu auch mal Würstl, worauf sich vor allem die Ministranten freuten. Wenn ich heute beim Metzger anstehe und die Verkäuferin ein Kind fragt „Magst eine Wurst?“, dann klingt ein Nein für mich nach Erziehungsfehler, wohl wissend, dass sich die Zeiten geändert haben. Ein Nein wäre damals niemals geantwortet worden, wartete man doch in der Regel sehnsüchtig auf diese Frage. Und dann gab es ein Thurnerwürstl oder ein Radl Hirnwurst.
Mit den Jahren wurden die Häuser mehr und die Priester weniger, so fand die Häuserweihe nicht mehr in jedem Haus statt und bald hörte sie auf, wie auch die Adventsinger ausblieben. Anfangs lagen vor Epiphanie Hausgottesdienste in der Kirche auf, die man selber halten konnte, ich habe noch zwei oder drei Varianten davon aufbewahrt. Wir halten sie in Ehren die Häuserweihe. Beten und ziehen mit Dreikönigswasser und Weihrauchfass durchs Haus. Freilich schwingt da ein Stück Heidentum mit. Aber ist nicht jede Religion ein Stück Heidentum und mit Ritualen gespickt, die man halt zu brauchen glaubte, vom Christbaum bis Weihpalm und Fronleichnamsbirken? Und da immer mehr fremdes Brauchtum in unser Leben dringt, muss Altes oft weichen, denn das Jahr kann man nicht verlängern. Letztlich sind ja all diese Bräuche gelebtes Heidentum, denn da Gott allgegenwärtig ist, wird man ihn wohl kaum mit Weihwasser in ein Zimmer spritzen können. Da aber unser ziemlich übersichtliches Vorstellungsvermögen das nicht begreifen kann, müssen wir halt Weihwasser und Weihrauch zu Hilfe nehmen um Gott mit unserem Aberglauben in Einklang zu bringen.
Denn sie wissen was sie tun
Die maximal medienwirksame Handhabung von Corona
Eigentlich fing es ja schon mit der Annahme des Volksbegehrens an, du weißt schon: "Rettet die Bienen!". Ach so, du weißt es nicht mehr. Ja, so ist der Wähler. Jedenfall stand da einem Ministerpräsidenten (Beckstein würde Minsterpräsident sagen) das Wasser bis zum Hals und da er die Niederlage beim drohenden Volksentscheid förmlich riechen konnte, nahm er das Volksbegehren nicht nur an, respektive nötigte seine Koalition zur Annahme, er versprach sogar vollmundig, die Forderungen des Volksbegehrens noch zu verschärfen. Gesehen hat man bislang nicht viel von der Umsetzung. Vermutlich mahlt es in der großen Bürokratiemühle so lange herum, bis die großen Versprechungen als feiner Staub herauskommen, den das leiseste Lüftchen zu verwehen vermag. Und nun kommen schon wieder große maximalgrüne Versprechungen aus dem ministerpräsidierten Mund. Die große, nicht minder unchristliche Schwesterpartei bezeichnet die Grünen als größte Konkurrenten. Und siehst du, genau da liegt das Problem, denn Konkurrenten arbeiten nicht zusammen, sie konkurrieren, dabei wären unsere aktuellen Probleme durchaus groß genug für Zusammenarbeit.
Will da einer vielleicht an die sieben Geißlein ran? Hat er etwa Kreide gefressen um in des Wählers Türchen eingelassen zu werden? Aber die Wackersteine liegen auch bereit und wir wissen ja, wie das Märchen ausging. Auch der Brunnen ist schon gebaut und wird aufgrund mancher Polderverweigerung beim nächsten Hochwasser tief genug sein. Doch leider fehlen die Geißlein, es gibt sie nur im Märchen, denn in der realen Welt sind es die Wähler und die sind - wollen wir es vorsichtig ausdrücken - nicht mit sehr viel Durchblick und Weitsicht gesegnet. Außerdem wollen sie nach Coronaüberfütterung vor allem ihre Ruhe und keinen Klimawandel und keine brennenden Regenwälder. Ja, das kommt schon wieder dran, wenn es heiß und trocken wird, aber bis dahin sind unsere politischen Pandemieverwalter maximal medienpräsent dabei, sich als Herr der Coronaringe in der medialen Manege zu präsentieren. Denn da wissen sie sehr wohl was sie zu tun haben. Und in der Pause sorgt Clown Hubsi für kurzweilige Unterhaltung.
Wir aber sollen uns vor den wilden Viren fürchten und den heldenhaften Todesmut des Dompteurs Söder bewundern, der sich nur mit Mund-Nasenschutz bewaffnet und jedes Mikrofon als Peitsche schwingend der mikroskopischen Gefahr entgegenwirft, während jede Menge Kameras seinen Bewegungen folgen. Es ist ja wohl eine altbekannte Binsenweisheit, dass der Wähler immer nur die besten, geeignetsten und intelligentesten Kandidaten auswählt und nicht die Schaumschläger, Marktschreier und Selbstbeweihräucherer. Trump ist dafür ein schlagender Beweis. Und weil der mündige Bürger auf derlei Scharlatane nicht hereinfallen kann, der Unmündige schon, wird der Wahlausgang ein ziemlich treffendes Bild der Mündigkeit unserer Bürger zeichnen.