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Kanzelschreiber
Die Nikolausfälschung
JU lässt hilflosen Heiligen mit Bekennerschreiben liegen
Heute fand ich den Nikolaus vor unserer Haustür in der Kälte liegend. In einem Bekennerschreiben, das man ihm auf den Rücken geheftet hatte, erklärte sich die JU für die Tat verantwortlich. Als ich dem erbarmungswürdigen aus den Aluminiumkleidern half, war er durch und durch braun und verströmte einen süßlichen Geruch.
Gegen was oder wen richtet sich diese Aktion der JU? Im Bekennerschreiben stellen sie den Nikolaus als Original hin und verteufeln den Weihnachtsmann. Ist der Nikolaus nun politisch? Bei der JU? Und wo ist der Weihnachtsmann? Ist also der Weihnachtsmann eine Fälschung? Wovon?
Der Weihnachtsmann ist der Weihnachtsmann und der Nikolaus der Nikolaus. In Berlin brauchst du mit dem Nikolaus nicht ankommen. Und das bayerische Christkindl ist ein Mädchen mit Engelsflügeln, praktisch Jesulinchen.
Der Nikolaus, so behauptet die JU, trage eine Mitra. Die gab es aber erst ab dem 12 Jhd., da war der liebe Nikolaus schon gut 900 Jahre tot. Und ist nicht die ergrünte CSU eine Fälschung der Grünen?
Aber den Nikolaus in die JU aufzunehmen war schon anmaßend. Da sputeten sich die Grünen, um Jesus in die Mitgliederkartei eintragen. Denn diese Eintragung wurde die erste eines Gottessohnes und so ging jeder Heilige zu der Partei, der er sich zugehörig fühlte, um sich eintragen zu lassen. Als aber Hersödes von Jesu Mitgliedschaft erfuhr, musste er erst mal bei Lukas nachschlagen, weil in seinem Markusbuch derlei Dinge nicht vermerkt sind. Dann schickte er seine Soldaten in den Eintragungsort und befahl ihnen, alle zu erschlagen, die Grünenwähler sein könnten. Derweil aber war Jesus schon auf Hersödes Esel Hubert geflohen und wird erst zurückkommen, nachdem Hersödes in Berlin bruchgelandet ist.
Aber das alles musste geschehen, damit die JU sich mit dem Nikolaus aufmandeln konnte. Das sind also die Themen, mit denen sich die Nachwuchsorganisation einer Partei in Zeiten wie diesen beschäftigt. Oder auf den Punkt gebracht: Geht's noch?
Weihnachten 20
Demnächst in der Praystation
Man hat sich ja schon an so einiges gewöhnt, mit dieser Pandemie, aber der Ideenreichtum ist noch lange nicht am Ende der Sackgasse. Der neueste Schrei ist die Christmette im Stadion. Der An- und Abtransport der Mettenwilligen erfolgt mit Schuttlebus (für Englischlose: ein ganz normaler Bus)
Geburt im Strafraum. Josef im Abseits, schon wieder. Die drei Könige stürmen über die Flanke. Herodes wittert ein Foul und trillert auf seiner Pfeife. Ochs und Esel grasen friedlich hinter dem Tor. Weihnachten 20, demnächst in der Praystation.
Schon erstaunlich, was diese Corona alles mit uns anstellen kann.
Advent, Advent, Advent! Man kann es nicht laut genug in die Stille der Adventmärkte hineinschreien. Millionen Liter Glühwein vergammeln in Kanistern neben Jagatee aus Ischgl. Dunkle Stille in den sonst vorweihnachtlich überdrehten Stadtkernen. Advent retro, schwarz und ohne Zucker. Und diese Stille! Wusste gar nicht, dass ich Tinnitus habe. Dann die Masken, die ganze Welt ein OP. Banken unmaskiert zu betreten ist strafbar. Alles wegen dem C, also nicht das vom Berliner Adenauerhaus geklaute.
„Am Freitag auf d’Nacht montier i d’Apres-Ski volla Freid auf mein neia EsJuVieh. I foah nach Ischgl ei und tauch ei en Apres-Schnee, weil dort is des Saufn von Friah weg scho unheimlich schee, e, e.
Weil i wü’s scheeeee warm, wow wow wow wow, scheeeee warm, wow wow wow wow, scheeeee warm, und Corona is des sicherste, was ma se dort abhoin kann.“
Wohl dem, der mit Maria durch den Dornwald geht, im letzten Rascheln schneeverstummenden Laubs. Freu dich, wenn du den wahren Stern im LED-Gewimmel leuchten siehst und Stille und Dunkelheit und das Eigentliche ertragen, ja sogar vorfreuen kannst.
Irrglaube Mundkommunion
Nicht nur in Coronazeiten eine ekelhafte Methode
Die Eucharistiefeier ist die christliche Version des Pesachfestes, das Jesus am Tag vor seiner Hinrichtung mit seinen Jüngern in Jerusalem feierte. Damals tranken sie vier Becher Wein, aßen ungesäuertes Brot und das Pesachlamm. In der katholischen Liturgie sind die Speisen heute nur mehr symbolhaft. Für das gemeine Volk gibt es eine Hostie, der Priester und in seltenen Situationen einige Auserwählte trinken einen Schluck Wein aus dem Kelch. Die katholische Kirche geht davon aus, dass durch die Transsubstantiation Christus in Hostie und Wein gegenwärtig ist.
In den ersten tausend Jahren des Christentums gab es die Mundkommunion nicht. Erst in der Finsternis des Mittelalters kam man auf die Idee, dass man Jesus doch nicht in die Hand empfangen könne. Ausgerechnet auf diese düsterste aller Zeiten berufen sich die Mundkommunionisten. Jene Zeit, in der Andersdenkende verbrannt wurden, Naturheilerinnen auf den Scheiterhaufen loderten, Geständnisse erfoltert wurden. Eine Zeit, in der "Gottesurteile" ausnahmslos den Tod bedeuteten. Das heilige Land von verblendeten Päpsten mit Kreuzzügen überzogen und verwüstet wurde. Aus dieser Zeit stammt also die Praxis der Mundkommunion.
Eine Frage der Würde
Ist der Empfang der Hostie mit Mund oder Hand würdiger? Das ist wohl eine Frage des persönlichen Empfindens. Immerhin ist die Kommunion ein Zusammentreffen mit dem auferstandenen Jesus. Und da geht es nicht darum, auf welche Weise die Hostie empfangen wird, sondern mit welcher Einstellung. Auch bei Handkommunion landet die Hostie letztlich im Mund und nicht nur da, das muss man auch mal klar festhalten. Aber was ist würdig? Ist es das Leben von Sonntag Nachmittag bis Samstag Abend? Also ein christliches Leben, das sich meiner Meinung nach weniger daran messen lässt, wie viele Gottesdienste sich anhäufen, sondern wie christlich man sich im Zusammenleben verhalten hat. Es geht um das Gleichnis der Barmherzigkeit (Mt 25,36), es geht darum, was wir an unseren Mitmenschen getan haben. Das ist Jesu Anspruch an uns.
Eine Frage der Hygiene
Mundkommunion bedeutet, die Zunge zum Empfang der Hostie herauszustrecken und es ist eine Frage der Fingerfertigkeit des Kommunionspenders, dabei die Zunge zu berühren und folglich den Nagel des Zeigefingers mit Spucke zu benetzen, was tatsächlich bei einem gewissen Prozentsatz passieren wird. Und da muss man nicht mal auf Corona zurückgreifen, um es als ekelhaft und unhygienisch zu empfinden. Aber in Zeiten von Corona ist Mundkommunion ein absolutes NoGo und wer sie trotzdem verlangt, soll bitte den gestressten Krankenhauspersonal ins Auge blicken, wenn sie nicht mehr wissen, wie sie der Infektionszahlen Herr werden sollen.
Ein Machtwort
Leider ist es so, dass die Mundkommunionisten ein störrisches Volk sind, sie lassen sich nicht beirren. Es sind Verirrte, die den Blick auf das Wesentliche längst verloren haben. Sie leben in ihrer Welt, die sie als die allein Seeligmachende betrachten. Aus diesem Grund wäre ein Machtwort des Bischofs und Pfarrers gefordert, das die Mundkommunion verbietet. Vor allem jetzt in Corona. Aber auch in Gesundheitszeiten ist die Mundkommunion für alle anderen Kommunionempfänger ein ekelerregendes Ärgernis.
Staade Zeit
Zum ersten mal seit Jahrzehnten
Ein Novum: Die Staade Zeit wird staad. Und die Welt stellt erstmals fest, worauf man alles verzichten kann. Immerhin fliegen sie wieder, die Jets und ziehen ihre Kondensstreifen über den Himmel, nicht mehr so viele, aber das ist auch gut so. Eine Epidemie lehrt uns Bescheidenheit. Kein Gesetz der Welt hätte das geschafft. Gut, die Querdenker. Aber gibt es die nicht immer? Bei allem und jedem? Bei erforderlichen Windrädern? Bei Stromtrassen? Für Autobahnen? Gegen Autobahnen? Für mehr Zug statt Auto und gleichzeitig gegen die Anbindung des Brenner Basistunnels. Das ist der Egoismus, der in unserem Kopf eine große Lobby hat.
Im Grunde gegen dagegen und gegen dafür
Es wird wohl kein Windradgegner ernsthaft den Nutzen von Windrädern in Frage stellen, schließlich ist jeder mehr oder weniger von Strom abhängig, auch von Windstrom. Aber wenn es vor der eigenen Haustür steht, gut nicht ganz davor, naja in einem Kilometer Entfernung, also fast zwei, dann ist so ein Windrad auf einmal dermaßen gefährlich, dass man unbedingt daran sterben muss und zwar schnell und grausam. Die Argumente der Windradgegner sind so zahlreich wie hanebüchen. Noch dazu müsse hektarweise Wald gerodet werden. Interessanter weise sind es die gleichen Leute, die einen zweiten Autobahnzubringer fordern und selbstverständlich, der geht auch durch den Wald und ja, hektarweise, aber alternativlos.
Zeit zum Nachdenken
Alle Gegendenker und gegen Dafürdenker haben jetzt mal ausgiebig Zeit über ihren Standpunkt und seine Festigkeit nachzudenken. Immerhin Kurzarbeit oder gar keine Arbeit. Eventuell aber doch Telearbeit, das funktioniert jetzt, teilweise bestens, vorausgesetzt Strom und Internet sind da. Heist aber jetzt Homeoffice. Und dann doch viel mehr Freizeit, weil keine Fahrzeit, also Denkzeit oder Bedenkzeit, da kann was bedacht werden. Was brauchen wir wirklich? Die Ansendederweltreise? Nein! Eine Vermaledeitekreuzfahrt? Nein! Apre-Skizirkus? Nein! Und dazu noch mal Nein! Nein! Nein! zu den vielen anderen Entbehrlichkeiten. Kommen wir damit zurecht? Das werden wir lernen und wir werden es vielleicht sogar für gut befinden. Gut, dass wir nicht jede freie Minute mit Ablenkung und Umweltsünden verbringen müssen.
Das nimmt überhand
Meinte neulich eine Passantin angesichts des zunehmenden IBEIK-Verkehrs auf malerischen Nebenstraßen. Ja, das darf es, das soll es. Bewegung daheim! Nicht schlecht. Und nein, das Recht auf Alleinbenützung des Wanderwegs ist nicht durchsetzbar. Mehr IBEIK, auch Corona zu verdanken, verbunden mit einem IBEIK-Boom. So wie man das Telefon für die Italiener erfinden musste, hat man das IBEIK für den Bayer-Böhmerwald erfunden. Und ich sage dir eins: Ich habe schon das zweite IBEIK, das erste ging leider kaputt, bergab, gelenkt von einem Iren, wohnhaft in Amerika. Ich hab's betrauert. Aber es hatte eh nur 350Ah Akku und das ist wahrlich nicht viel und Akkus lassen nach. Nun habe ich 500 Ah und einen Reserveakku. Das IBEIK eröffnet ganz neue Blicke auf unsere Heimat.
Bratwursttrauer
Aber um die Bratwurst am Christkindlmarkt ist schon schad. Man muss sich ja mal vorstellen, wie viele Schweine und Krautköpfe dem Adventgenuss zum Opfer gefallen wären. Auch Glühwein und Punsch. Was machen diese Schweine jetzt? Fressen sie Krautköpfe? Vielleicht wird man das Coronadesaster einmal in Märchen packen. Gebrüder Grimm junior. Gut, der Senf ist haltbar, den kann man also in künftigen Jahren auch noch verwenden. Aber die Sau wird dann zu alt für saugemäße Verwendung sein und das Sauerkraut schimmlig. Trotzdem sorgt sich die ganze Welt um Impfstoff und nicht um Bratwürste und Sauerkraut. Dabei schmecken Bratwurst und Sauerkraut allemal besser als Impfstoff. Dann muss der ja auf minus saumäßigkalt heruntergekühlt werden und das jagen sie dir dann in die Vene.
Und die Moral von der Geschicht
Jederfrau freut sich drauf, dass die Pandemie endlich vorbei ist und vermutlich wird dann die Natur extrem leidtragen und um den heurigen staaden Advent möglichst gründlich zu vergessen, wird es nächstes Jahr einen Turboadvent geben, mit Kilometerbratwurst und der Senfberg wird abgebaut. Dabei hat das Staade so was schönes an sich, denn das Staade hängt nicht an Glühweinständen herum und muss nicht maximalbespaßt werden. Es kommt viel lieber mit viel weniger aus. Aber können wir das überhaupt ertragen? Immerhin ist Stille ein Weg in sich selbst und wer mag da hin? Wer weiß, was man dort finden würde. Das könnte durchaus das Leben aus dem Gleis werfen. Aber ist es nicht eh das verkehrte Gleis? Das Gleis in die falsche Richtung? Ach so, hauptsache der Zug rast dahin, egal wohin. Ja, so sieht es zumindest aus. Ein großer Teil der Menschheit auf dem falschen Gleis im ICE-Modus. Hochste Zeit für eine Weichenstellung.
Missbrauch
Und seine Vielfalt
Die katholische Kirche! Natürlich. Die erste Antwort auf die Frage von Missbrauch. Und in der Tat ist das ein Skandal mit vielen Schuldigen und es sind nicht nur die Haupttäter, die natürlich zu allererst, aber die Anklagebank ist lang. Das hört schon mal damit auf, dass der Anteil Homosexueller im Klerus auffällig hoch ist. Damit aufhören? Ja freilich, denn das muss ja einen Grund haben. Dessen trauriges Ende ist leider das Sexualverbrechen an Minderjährigen. Alles zweigeschlechtliche Leben ist darauf programmiert, sich gegenseitig dermaßen anzuziehen, dass der Fortbestand gewährleistet ist. Wie die Natur beweist, bring sie auch gleichgeschlechtliche Anziehung hervor. Homosexualität. Wobei der Drang hier nicht weniger ausgeprägt ist, jedoch über Jahrhunderte als abartig und Gott ungefällig zur Sünde erklärt wurde. Interessanterweise ausgerechnet von Klerikern, die mit einigermaßen Wahrscheinlichkeit ebenso homosexuell waren, wie die Beschuldigten. Und nach wie vor bietet die katholische Kirche Homosexuellen einen sicheren Hafen mit optimalem Missbrauchspotential.
Dass die Kirche sich bis heute nicht wirklich über dieses Thema traut, lässt zwei Schlüsse zu. Erstens will man die vielen Homosexuellen im Klerus schützen. Praktisch Selbstschutz. Zweitens weiß kein Kleriker, wie man das Problem lösen soll. Immerhin geht es ja beim Zölibat um Mann und Frau und nicht um Mann und Mann, folglich keine Einschränkung. Außerdem spielt bei Mann und Mann das Thema Verhütung höchstens im Bezug auf Aids eine Rolle. Der Franzose Frederic Martel hat in seinem Buch "Sodom" jüngst ein kaum zu ertragendes Bild des Vatikan gezeichnet, aber leider ist es wahr. Unterdrückte Homosexualität ist dann ein Problem, wenn sie nicht mehr im Zaum gehalten werden kann und das scheint viel zu oft der Fall.
Aber das ist nur eine Seite des Missbrauchs, wenn auch eine sehr scheußliche. Jeden Tag rasen zigtausend Sprinter durch's Land, um unsere Pakete abzuliefern. Frei Haus Zustellung, kostenlose Rücksendung. Beides zahlt nur zum Teil der Versender. Wenn man eine Knopfzelle zum Preis von 1,99 € frachtfrei bestellen kann und sogar mit kostenloser Rücksendung, dann zeigt das nur eins: Das System ist maximal pervertiert. Selbst wenn der Einkaufspreis der Knopfzelle nur 0,10 € beträgt, was bitte schön soll mit den restlichen 1,89 € an Sendung und Rücksendung abgegolten werden? Dieses ruinöse Spiel wird auf dem Rücken der Paketboten ausgetragen. Wenn der Paketbote um 21:00 Uhr klingelt, dürfte die reguläre Arbeitszeit bei weitem überschritten sein, aber der ist ja selbständig und an keine Arbeitszeit gebunden. So läuft Sklaventum heute, so werden Menschen missbraucht. Wie viel Zeit der Erbarmungswürdige mit seiner Familie verbringt, besser gesagt: wie wenig, ist an fünf Fingern abzuzählen. Und was ihm am Monatsende bleibt, ist in der Regel ein schwarzes Loch.
"Ist denn das nichts, wenn die Frau 450 € am Monatsende heim bringt?" So klang es vor Corona an Stammtischen. Und die Antwort auf diese Frage kann nur lauten: Ja! Es ist nichts. 450 € Jobs sind Sklaverei. Wer sich damit eine Altersversorgung aufbauen will: Viel Erfolg! Nein, "kein Erfolg!", denn das wird nicht funktionieren. Es darf 450€ Jobs geben, aber nur für eine bestimmt Bevölkerungsschicht: Studenten und Rentner. Bei Letzeren ist es leider erforderlich, weil die Rente vielen zum Leben nicht reicht. Studenten können sich damit das Studium cofinanzieren und/oder die Reisekasse füllen. Aber die geldbedürftige Hausfrau braucht einen regulären Job und keinen Hungerlohn. Wäre mal interessant zu untersuchen, wie viel die Erfinder der Minijobs je Stunde verdienen.
Gerhard Schröder hat mit seiner Agenda 2010 die soziale Marktwirtschaft dem Turbokapitalismus zu Fraß vorgeworfen. Es spricht nicht für die SPD, dass dieser Herr Schröder immer noch Mitglied ist und nicht hochkantig rausfliegt. Und sich heute als GazProm-Magnat zur SPD zu äußern ist schon ziemlich dreist. Aber die SPD ... was will man da noch sagen. Sie ist so verstaubt wie die Genossinnen und Genossen. Irgendwie museal. Dabei wäre genau diese Partei dazu aufgerufen, für gerechte Löhne zu sorgen und den Turbokapitalismus einzudämmen, aber bestimmt nicht, ihn einzuführen. Daran wird sie wohl zugrunde gehen und das leider mit Recht.
Last and Least die Umwelt. Sie ist aktuell das größte Missbrauchsopfer. Wie sich der Umweltfrevel in den letzten vierzig Jahren entwickelt hat, erinnert schon an Selbstverstümmelung. Wie schön war das damals in den 80ern, als man sich Volltanken endlich leisten konnte. Und die Adria der Flugfernreise auf die Balearen wich. Weiter, schöner, teuerer lautete das Motto. Wer imponieren wollte, reiste um die halbe Welt. Mit der Nachfrage wuchs das Angebot und der Wettbewerb. Billigflüge ans Ende der Erde. Kreuzfahrten auf Riesenpötten und natürlich mit Schweröl. Immerhin kann man da das eben ausgewechselte Motoröl und das Frittösenfett noch mal genießen. Der Fortbewegung half das, der Umwelt nicht. Sie wurde zunehmend leidtragend. Kippende Seen da und dort, stinkende Flüsse, Plastikinseln im Pazifik. Ein Himmel voller Kondensstreifen. Und dann schlug das Klima zurück. Spielte immer öfter verrückt. Gletscherschmelze, Grönland wird Grünland, leider nicht schön. Freilich gibt es immer noch Klimaleugner, wie es auch Reichsbürger gibt und andere Ewiggestrige und Realitätsverweigerer. Doch die halten die Entwicklung nicht auf, sie ignorieren sie bloß.
Und das Fazit? Der Mensch reagiert erst, wenn es eigentlich zu spät ist. Das ist dumm, denn selbst wenn es nur fast zu spät ist, wird es extrem schwierig. Aber so ist der Mensch nun mal. Zunächst mal ignorieren, dann dementieren, dann lamentieren, erst dann reagieren.
Das siebte Gebot
Das Eigentum der Anderen
"Du sollst nicht stehlen", so schreibt es das siebte Gebot vor. Wenn man sich die zehn Gebote vornimmt, so wird man feststellen, dass Umwelt und Klima darin keine Rolle spielen. Und so war das auch, denn die Gebote wurde so etwa 4000 Jahre vor unserer Zeitrechnung von Moses verfasst, ob jetzt mit oder ohne Gottes Diktat, das lassen wir mal dahingestellt, denn eigentlich würde man auf ziemlich ähnliche Formulierungen kommen, müsste man das Zusammenleben der Menschen in zehn Paragraphen regeln. Aber wir sind halt immer recht schnell mit Göttlichkeit bei der Hand, wenn wir Kirche heißen. Da Moses ein Kind seiner Zeit und mit begrenzten Jahren war, spielte für ihn Klima tatsächlich keine Rolle. Dass Menschen es verändern könnten, war damals unvorstellbar. Gott hätte es als zeitloses Wesen gewusst. Aber selbst wenn Gott dieses elfte Gebot der Liste hinzugefügt hätte, wäre es Moses Rotstift als irrelevant zum Opfer gefallen. Das wäre so, als müssten wir heute festscheiben, ob im Weltraum Rechts- oder Linksverkehr herrschen soll.
Allerdings könnte es schon sein, dass Klimaschutz in den Regelbereich des siebten Gebotes fällt. Dazu müsste man erst mal den Begriff "Diebstahl" definieren. Das ist einfach, sagst du: Wenn ich dem anderen etwas wegnehme, was ihm gehört. Also das Auto, das Vermögen, die Frau, nein, die nicht, die fällt unter das sechste Gebot. Nun müssen wir "Wegnehmen" definieren. Wegnehmen ist zunächst mal die physische Entwendung. Wie aber, wenn ich das indirekt mache, indem ein Pharmakonzern einen Landwirt in den Ruin treibt und ich Aktien dieses Pharmakonzerns habe und die ganzen Jahre kräftig an den Methoden dieses Konzerns verdient habe? Das Geld des Landwirts wanderte also an den Pharmakonzern und damit auch in meine Tasche. Bin ich also an diesem "Diebstahl" beteiligt. Da stellt sich natürlich erst mal die Frage, ob denn das überhaupt Diebstahl ist? Wer hat den Landwirt gezwungen, den für ihn letztendlich desaströsen Weg einzuschlagen? Angenommen, der Pharmakonzern wirft ein Auge auf den Acker des Landwirts und überlegt mit großem Beratungsstab, wie man denn daran gelangen könnte. Der Stab ersinnt die perfidesten Pläne. Hat der einzelne Bauer da eine Chance? Wohl eher nicht. Ist dieser geplante Ruin eines Landwirts nun wirtschaftliches Risiko oder sind wir da bereits im Bereich des Diebstahls? Und da genau liegt der Vorteil der zehn Gebote, die müssen nicht wie ein Gesetz interpretiert werden, denn die oberste Instanz ist die Moral.
Und wie liegt das beim Klima? Wenn ich das Klima schädige, schade ich damit der gesamten Menschheit. Das ist die neue Dimension, die wir mit der aktuellen Population bei fast 7 Milliarden erreicht haben. Wir sind ein klimarelevanter Faktor geworden und die eigene Unmäßigkeit führt in der Regel zum Schaden anderen. Aber was heißt hier "Unmäßigkeit"? Nun, es geht um den Verbrauch von Ressourcen und um die Schädigung anderer. Eine lebenswichtige Ressource ist die Luft, wäre ich in der Lage, der Luft den gesamten Sauerstoff zu entziehen, würden alle Menschen sterben. Wäre das Diebstahl? Aber ich entziehe der Luft nicht allen Sauerstoff, sondern reichere sie mit CO (Kohlenmonoxyd) und CO2 (Kohlendioxyd) an. Ich "bereichere" die Luft also. Nur wird die Atmosphäre dadurch zum Klimakiller und verschlechtert die Lebensbedingungen vieler Menschen. Auf einen ganz einfachen Nenner gebracht stehle ich durch den Ausstoß von Treibhausgasen anderen Menschen also die Lebensqualität. Im Grunde kann man also feststellen, dass jeglicher Ressourcenverbrauch und jegliche Atmosphärenbelastung unserem Klima weiteren Schaden zufügen. Folglich ist jedes Übermaß als Sünde zu bewerten, ein Verstoß gegen das siebte Gebot. Denn Diebstahl kann man nicht auf die direkte Entwendung begrenzen, sondern muss man auch auf die Entwendung von Lebensgrundlagen erweitern. In dieser Hinsicht hat die katholische Kirche noch einen weiten, einen sehr, sehr weiten Weg vor sich.
Es ist das eine, sich gönnerhaft der Flüchtlinge anzunehmen, aber selbst da sind wir eher für Abschottung bis zum Ertrinken im Mittelmeer, das andere aber wäre es, sich der Versündigung an der gesamten Menschheit zu bekennen, indem wir weit über dem erträglichen Niveau leben. Indem wir zur Imageaufpolierung einen 6-Zylinder fahren und die Urlaubsreise selbstverständlich weit und mit Flug sein muss. Wie erbärmlich ist das? Als könnte das einen Kleingeist auch nur um einen Zentimeter größer machen. Solange wir uns mehr von der Welt nehmen, als uns zusteht, stehlen wir und solange verstoßen wir gegen das siebte Gebot. Denn die Welt ist unser aller Eigentum und damit auch das Eigentum der 7,8 - 1 Milliarden anderen.
EFFEKTIVITÄT TO GO
Wie man eingesparte Zeit totschlagen kann
Gemütlich auf einen Hügel steigen, die Einladung der aussichtsreichen Bank annehmen, den Blick in die Ferne schweifen lassen, das Denken eine Weile sein lassen, den Wolken hinterherziehen. Hirn auf Leerlauf, Parkposition, Motor aus. Trauen wir uns das noch? Muss nicht jede Bewegung effektiv sein, den Körper möglichst effektiv trainieren. Wenn schon gehen, dann Powerwalk, mit Kopfhörer und dem aktuellen Podcast. Im Auto ständig auf B5-aktuell, im Reißverschluss ein Auto überspringen. Zeit maximal ausnutzen. Zeit sparen! Wozu? Um Zeit zu haben! Wofür?
Oh ich maße mir nicht an, die Wichtigkeit fremder Zeit zu beurteilen. Zeit rinnt dahin, immer im gleichen Maß, nur gefühlt schneller oder langsamer. Schneller beim Genuss einer Käsesahnetorte und bei Zahnweh mit Maximaldehnungsfaktor. Aber von außen betrachtet immer gleich, immer tick - tack - tick - tack. Auch die noch so langweilige Predigt vergeht im tick - tack - tick - tack. Ebenso die Pulverschneeabfahrt. Tick - tack - tick - tack schreitet unsere Zeit dem Ziel entgegen.
"Ich muss mit dem Flugzeug nach Berlin. Der Zug? Viel zu langsam, kann ich mir nicht leisten. Die Zeit: zu kostbar für Züge." Die schönsten Zugfahrten waren meist die längsten, wenn man Zeit hatte sich im Abteil kennenzulernen, Reisebekanntschaft. Gespräche auf dem Gleis von A nach B mit Nimmerwiedersehngarantie. Das machte es aus. Mitreisende erfuhren Dinge, die man dem Nachbarn nicht anvertraut hätte, Mitreisende, umständehalber zur Verschwiegenheit verdammt. Leider vorbei, keine Zeit für Reisetherapiegespräche.
Notebookstrom und WLAN machten die Waggons zu Büros. Seitenblickdichte Monitorfilter, Kopfhörer, Maximalabschottung. Der Job verlangt's, die Karriereleiter. Maximale Karriereaufsteilung durch Permastress. Und nach 90°: Absturz in die maximalernüchternd erfahrbare Entbehrlichkeit. Posten gestrichen, Posten schon wieder besetzt. Nein, keine offenen Fragen, alles bereits geklärt. Nein, die Neue hat das alles umstrukturiert, große blaue Papiertonne! Tja, man weiß doch, wie das läuft. Auf einmal Zeit für Mitreisende, die keine Zeit haben. Dringender Eisenbahnfernreisetherapiegesprächsbedarf. Alle abgeschottet, zu wichtig für Reisebekanntschaft. Seitenblickdichte Monitore.
Ein Bussard zieht seine Kreise. Genießt er die Thermik? Sanft streichen die Windwogen über das lange Gras. Die Sonne wandert nach Westen. Aus der Ferne sind die Autos langsam. Es wird kühler. Zeit für den Rückweg. Zwei Sandspuren säumen einen Grasstreifen, die Häuser werden größer, die Vielfalt des Lebens dringt ans Ohr.
Wahlmanipulationsmaschinen
Warum Trump doch recht haben könnte
Amerika hat gewählt und Trump versteht sein Land nicht mehr. Wie auch? Immerhin hat ihm das Land vor vier Jahren (warum auch immer) das Präsidentenamt wie Lorbeer um seine narzisstische Stirn gekränzt und ihn damit gottgleich gemacht. Und einen Gottgleichen wählt man nicht ab sondern wieder. Für Trump kam etwas anderes überhaupt nicht in Frage. Trump nicht mehr zu wählen ist dermaßen unerhört, dass der Himmel über dem Weißen Haus im Dauergewitter erzittert. Nachdem den zigausenden Wahlhelfern keine Manipulationen nachgewiesen werden konnten, kommen nun die Zählmaschinen in den Fokus des Selfmadegottes. Natürlich, die Wahlmaschinen, warum kam da noch keiner drauf? Ist doch ein Leichtes, sie zu manipulieren. Aber das tat keiner. Wie kann es sein, dass niemand daran dachte, die Wahlmaschinen zu manipulieren, damit Trump im Amt bleibt? Jeder mittelmäßige Diktator weiß, wie man das macht, aber der Herr Trump suhlte sich dermaßen in Selbstherrlichkeit, dass er schlicht und ergreifend darauf vergaß. Insofern sind seine Manipulationsvorwürfe an die Zählmaschinenhersteller berechtigt, also eigentlich Nichtmanipulationsvorwürfe. Aber vor welchem Gericht klagt man die ein? Genau das ist das Dilemma des Herrn Trump. Aus purer Selbstherrlichkeit ist er nun nicht mehr Gott und muss wieder Mensch werden, noch dazu ein übler. Schwierig. Und weil Menschwerdung seit Menschengedenken ein schwieriges Unterfangen ist, zögert sie Trump so lange es irgendwie geht hinaus. Aber die USA werden sich ihres GRÖPRAZ (größten Prahlers aller Zeiten) schon irgendwie zu entledigen wissen und wieder ein liebes, freundliches und nettes Land werden.