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Aufstieg und Fall des Zimmerersohns
Die andere Weihnachtsgeschichte
Als der Engel des Herrn am 24ten des Monats März im Jahre Eins bei Maria vorbeischaute und sie befruchtete, war Josef grad beim Schafkopfen. An diesem Abend hatte er eine richtige Glückssträhne. Glück im Spiel … Aber das merkte er erst drei Monate später, als der Engelbesuch Marias Bauch zu runden begann. Denn Josef war strenger Katholik und Sex vor der Ehe kam nicht in Frage. Zumindest ungeschützter Sex. Aber was nun?
Maria besuchte ihre Base Elisabeth, doch die riet ihr von einer Abtreibung ab. Später würde die Anrede Elisabeths von pubertierenden Mönchen ins Unmögliche verklärt werden und Maria sogar durch einen Dornwald gehen müssen. Wer die Strecke von Nazareth nach Jerusalem kennt, wird den Dornwald vergeblich suchen. Aber wer die Geschichte dermaßen verbiegt, braucht halt einen Dornwald.
Mittlerweile scheint auch gesichert, dass ein schadhafter Schafsdarm Josefs Bemühungsverhinderung unverhindert machte. Egal, der Engel hätte sowieso nicht bezahlt.
Später verlagerte man aus geschichtlichen Gründen die Geburt nach Betlehem, sehr zur Freude der Betlehemer Gastronomie.
Als man dem Jugendlichen Jesus die Engelgeschichte auftischte, war es mit der Zukunft als Zimmermann vorbei. Der pubertierende hatte jetzt hochfliegende Träume und Josef nicht den Mut, das mit dem schadhaften Darm zuzugeben, selbst als der Knabe ihm zum Verwechseln ähnlich sah. Denn Sex vor der Ehe! Ihr wisst ja, wie scheinheilig so eine Dorfgemeinschaft sein kann. Aber sein Schweigen ging nicht gut aus, denn Jesus machte auf Messias und eckte schließlich in Jerusalem an, das kurzen Prozess machte.
Ob es ihm ein Trost ist, dass er auf dem Konzil von Nicäa knapp 300 Jahre nach seinem Tod zum Gott erklärt wurde und seine Kreuzigung seither in jeder Kirche dargestellt wird, das ist mehr als fraglich.
Immerhin hält die Kirche auch an einem sehr abgespeckten Lebenslauf fest, der sein Wirken komplett ausspart.
"Geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben." Jesu Leben aus katholischer Sicht. Extremkurzform.
Schon sehr dürftig für einen Gott.
In diesem Sinne: Auf in die in diesem Jahr nur 96tägige Lebensgeschichte des Zimmerersohns! Er wird wieder angeklagt. Der Ausgang des Prozesses steht schon vorher fest. Die Hinrichtung ist auf den 29. März 24 angesetzt. Keine Chance auf Gnade. Nach knapp 2000 Jahren wird es wieder heißen "Ans Kreuz mit ihm!"
Und sie bewegt sich doch
Warum die vier Bremser den Prozess beschleunigen
Als die katholische Kirche mit dem zweiten vatikanischen Konzil einen enormen Modernisierungsschritt getan hatte, weckte das viel Hoffnung. Mittlerweile haben aber ausreichend reaktionäre Kräfte viel unternommen, um zurück in die Vergangenheit zu gelangen. Im Ergebnis kehrten viele Katholiken ihrer Kirche den Rücken. Große Empörung verursachten die vielen Aufdeckungen von Missbrauchsfällen, auch - und das ist wirklich nicht schlimm genug zu bewerten - an Kindern. Schutzbefohlenen.
Die katholische Kirche versprach schonungslose Aufklärung, Papst Benedikt nahm sich höchstpersönlich darum an und füllte vatikanische Aktenschränke mit Missbrauchsberichten, um dann an der Aufgabe zu scheitern. Das kann man durchaus verstehen, denn der Aktenberg muss gewaltig sein und Benedikt schrieb lieber seine Jesusbücher.
Nun haben im Land der Reformation die Laien das Reformthema aufgenommen und einen synodalen Weg gestartet, von den Bischöfen halbherzig begleitet, von vieren abgelehnt, drei davon aus Bayern. Wer den Reformbedarf noch nicht erkannt hat, muss blind für die Realität sein, oder komplett neben der Spur laufen. In Passau hofft man auf Neuevangelisierung und damit auf den Heiligen Geist, dabei hat der auch in Rom oft genug versagt, wenn es ihn denn überhaupt geben sollte. Die katholische Kirche bietet kein Fundament mehr, keine belastbare religiöse Grundlage.
Noch vor fünfzig Jahren war der Kirchgang keine Frage des Wollens, sondern des Müssens. Die Gottesdienste mussten nicht gefallen, denn man brauchte sie zur Rettung der Seele. Das war wohl auch damals schon falsch und heute ist es nicht anders. Aber man bemüht sich nicht. Ganz im Gegenteil werden Gottesdienste wieder der "guten alten Zeit" angepasst. Es gibt keine neue Liturgie, die auf die aktuellen Bedürfnisse eingehen könnte. Alles ist wieder alt und verstaubt. Die Menschen sind sündig und bedürfen der Reinigung. Die gibt es im Sonntagsgottesdienst. So begreifen sich die meisten Priester und sehen hilflos zu, wie sich die Bänke leeren. Ihre Enttäuschung sehen sie aber in den Katholiken begründet und nicht im Versagen der Kirche.
Brauchen die Menschen keine Religion mehr? Natürlich brauchen sie eine. Welche ist im Grunde egal, wenn sie in der Zeit und für die Zeit nützt. Ob Neuevangelisierung der richtige Weg ist, darf getrost bezweifelt werden, auch wenn der Passauer Bischof glaubt, dass er damit die Probleme der katholischen Kirche löst und es folglich keinen synodalen Weg braucht. Was ist wohl besser? Beim Autofahren zu beten oder vorausschauend zu fahren?
Natürlich geht es nicht ohne Reformen, zumindest wenn es aufwärts gehen soll. Reförmchen werden die rasante Fahrt zum Abgrund höchstens verlangsamen. Insofern sind die Reformgegner genau diejenigen, die den Untergang beschleunigen und damit einen möglichen Neuanfang schneller herbeiführen.
Wenn man ein Haus ausräumt, dann nimmt man am Anfang jedes Teil sorgsam in die Hand und wägt ab, ob es aufbewahrt werden sollte. Darauf folgt eine Phase, in der man immer schneller zum Entsorgen bereit ist und in der letzten Phase wirft man rigoros weg. Das ist auch wichtig, denn Ballast ist und bleibt Ballast und der drückt nach unten. Wenn ein Schiff zu sinken droht, wird in letzter Not aller Ballast und auch die Ladung über Bord geworfen, um nicht zu sinken.
Vielleicht erkennt man später, dass das eine oder andere Teil doch brauchbar war, aber dann wird man es wieder beschaffen und zwar in neuer, vermutlich besserer Form. Die katholische Kirche hat ihre prekäre Lage noch nicht erkannt. Das Wasser steht bis zum Rand der Bordwand und man hofft auf den heiligen Geist, anstatt Ballast über Bord zu werfen.
Sollte der heilige Geist tatsächlich das tun, wozu das Bistum selbst in der Lage wäre? Soll der heilige Geist den gesamten Ballast über Bord werfen? Natürlich soll er das nicht, wird der Bischof sagen. Er soll die Gläubigen wieder gläubig machen. Das scheint mir von einem heiligen Geist etwas viel verlangt. Denn auch vor 50 Jahren hätten viel weniger die Gottesdienste besucht, wäre da nicht der gesellschaftliche Zwang gewesen, den natürlich die katholische Kirche gepflanzt hat.
Nicht die Gottesdiensbesuche, nicht die Spenden, nicht die Beichte entscheiden darüber, ob man dereinst ein Leben nach dem Tod bekommt. Sondern die Tatsache, ob es das überhaupt gibt oder wir uns mit der Endlichkeit abfinden müssen. Was wäre daran so schlimm? Es würde nicht lange dauern. Und dann könnte sich die katholische Kirche endlich mit dem Leben beschäftigen und das Jenseits in Ruhe lassen.
Man sollte vielleicht auch aufhören, Gott mit Dingen zu belästigen, die wir selbst in der Hand haben. Als wir keinen Bischof hatten, beteten wir für einen guten Bischof. Da überlegte ich schon, ob nun Gott einen neuen Bischof einsetzt oder Rom den bestimmt. Braucht also der Papst göttlichen Beistand, um einen geeigneten Kandidaten zu finden. Dann war Gott entweder schlecht gelaunt oder nicht zu sprechen.
Insofern wäre ich tatsächlich vorsichtig, Gott um eine gute Regierung zu bitten. Vielleicht ist genau das in Bayern passiert.
Reformen sind bitter nötig. Damit das aber möglichst unmöglich ist, hat sich die katholische Kirche mit ausreichen Dogmen dermaßen gefesselt, dass es ohne Paradies und kirchlicher Eintrittskarte nicht geht. Ist ein bisschen wie der Dieb, der sich in der Bank einschließt und den Schlüssel wegwirft. Die entscheidende Frage lautet, ob sich die Kirche ausreichend reformieren kann, um den Untergang zu verhindern oder ob es erst einen Untergang braucht, damit der ganze Ballast in dem tiefsten Tiefen versinkt.
Warten wir's ab!
Zusatzangebote
Kirchliches Merchandising
So so, der ADAC hat mehr Mitglieder als die katholische Kirche. Mitglieder! Zum Autogottesdienst kommen die auch nicht. Die ADAC-Mitglieder sind passive Mitglieder, die nur darauf hoffen, dass der ADAC im Pannenfall anrückt und alle Probleme löst. Dafür ist vor allem der Deutsche bereit, einen Mitgliedsbeitrag zu zahlen. Immerhin will man maximal schnell und komfortabel nach einer Panne zurück nach Deutschland gebracht werden und natürlich auch das wichtigste Accessoire des Deutschen, das soeben verreckte Auto. Dafür zahlen wir doch gerne unseren Beitrag.
Rücktrittversicherung
Ebenso ist es mit der Reiserücktrittsversicherung. Die zahlen wir, damit wir im Verhinderungsfall unsere Reise absagen können, ohne zahlen zu müssen. Damit wir im Verhinderungsfall nicht zahlen müssen, zahlen wir regelmäßig und damit in der Summe teurer als die abgesagte Reise an eine Versicherung. Wow! Wie blöd muss man dafür sein?
Die Menschen mögen Sicherheit und lassen sich diese Sicherheit gerne was kosten. Das wäre doch ein Konzept für die katholische Kirche. Eine Reiserücktrittsversicherung für den Todesfall. Oder eine "gefällt nicht - Garantie" für's Paradies. Ein kostenloses Rücktrittsrecht für die falsche Himmelsbuchung. Auch eine Geld-Zurück-Garantie bei Fehlverhalten der Kirche wäre eine solche Option. Das Sahnehäubchen: Die kostenlose Eheannullierung bei Fehlverheiratung.
Zusatzangebote
Die andere und weitaus verlockendere Option sind Zusatzangebote. Zum Beispiel eine 49 €-Ticket-Verlosung unter den Gottesdienstbesuchern. Auch eine Bonuscard mit Kirchensteuerrabatt würde die Kirche wieder attraktiver machen. Wie wäre es mit einem Kirchenshop mit Parreiregenschirmen, Sporttrikots mit eloquenten Slogans. "Mit Gott zum Sieg!" Für Radler "Durchhalten mit Gott!" Dem Trend folgend eine E-Bike-Ladestation vor der Kirche "Seele und Bike Ladestation!"
Aber das scheint für die aktuelle Vorstandschaft außerhalb der Möglichkeiten. Wenn Taufeltern zum Jahresgedenken der Taufe in den Gottesdienst eingeladen werden und als Dank für's Kommen eine Kerze bekommen, dann ist das zwar nicht ganz so daneben, wie die Schnapsflasche für den Referenten zum Thema Drogenprävention, aber bestimmt kein Treffer.
Sprung ins Jetzt
Vielleicht wäre es hilfreich, wenn die Kirche mal zur Kenntnis nähme, dass wir im Jetzt leben und vor allem dass wir leben und nicht den ganzen Tag daran denken wollen, wie es mal danach sein wird. Wenn einem am Friedhof verkündet wird, dass man von Engeln in das himmlische Jerusalem begleitet wird, dann stellt sich schon die Frage, warum einem das vorher keiner sagt. Wer will in das himmlische Jerusalem? Dort sind vermutlich Juden und Araber und schmeißen sich gegenseitig himmlische Bomben auf den Kopf.
Woher nimmt die Kirche überhaupt die Gewissheit, dass es ein Leben danach gibt und das Recht über den Einlass durch das Kassieren der Eintrittssteuer zu entscheiden? Die Gewissheit mag sie aus der eigenen Verblendung beziehen. Das Gate ins Jenseits hat sie sicher nicht besetzt. Einmal abgesehen, was Gott für ein Interesse haben könnte, uns ein Leben nach dem Tod zu schenken. Wenn er sich auf unsere Huldigungen freut, dann hat er mit seiner Freude lange warten müssen und wird sie nur eine ziemlich kurze Zeit genießen können. Denn da nur eine sehr begrenzte Zahl an Menschen bereit ist, für den Klimawandel zu verzichten, wird er sich nicht mehr besonders lange an unser erfreuen können.
Wenn ich Gott wäre
Wäre ich Gott, würde ich Kreaturen, die meine wunderbare Schöpfung binnen weniger Jahrhunderte zugrunde richten, kein Bonusleben geben. Game over, ausgespielt.
Deshalb täte die Kirche gut daran, sich mehr auf das Diesseits zu fokussieren und den Leuten mehr Angebote für ein gelingendes und glückliches Leben machen. "Sunday for you!" Eine Sonntagsgestaltung, die Tempo aus dem Leben nimmt und den Blick auf das Wesentliche lenkt. Nicht die Work-Life-Balance, die fokussiert nur auf möglichst viel Lebensgenuss und definiert diesen als egoistisches Ausleben der Lebensgenüsse. Geht es nicht mehr um ein sinnvolles Leben? Ein Leben, das die Note "gelungen" bekommt?
Das wären Aufgaben für die Kirche und sie könnte es auch. Sie hat Rituale und Möglichkeiten (leere Klöster), brauchbare Angebote zu schaffen. Das würde auch der Kirchensteuer zu mehr Akzeptanz verhelfen. Es geht um Leben, nicht um Tod. Ein Ort für die Lebenden und Wellnesstempel für die Seele. Aber wie soll das mit den mittelalterlich gekleideten Gestalten gehen? Vermutlich muss noch viel an Unterstützung wegbrechen, bis der Boden für Neues bestellt werden kann. Bis der Wanderprediger Jesus aus Nazareth endlich von der unerträglichen Last befreit wird, die man ihm mit der Sündenschuld der Menschheit aufgebürdet hat.
Nach seinem Bilde schuf er ihn
Wie wir unseren Gott erschufen
In der Genesis, also dem ersten Buch Mose wird von der Erschaffung des Universums und schließlich des Menschen berichtet. Und da die Genesis natürlich von Menschen niedergeschrieben wurde, machte sich der Mensch Gedanken, warum er so aussieht, wie er aussieht und in seiner unermesslichen Bescheidenheit ging der Mensch davon aus, dass er natürlich als Ebenbild Gottes erschaffen wurde. Aber da der Mensch schon da war, als er das schrieb und davon ausging, dass er das höchste aller geschaffenen Wesen ist, ging er davon aus, dass niemand geringerer als Gott selbst die Vorlage sein konnte. So kam Gott zu seiner Gestalt. Natürlich ein Mann und selbstverständlich alt und großväterlich, außerdem auf seinem göttlichen Thron sitzend, zu beiden Seiten jeweils ein leerer Platz. Ja, so steht es in der Bibel und so haben es die Menschen aufgeschrieben, also ist es so und Gott muss es genau so akzeptieren, das hat die katholische Kirche ihm in zahlreichen Dogmen vorgeschrieben und zwar für alle Ewigkeit, denn Dogmen sind länger haltbar als Atommüll aber ebenso belastend.
Der geerdete Gott
Natürlich hatte der Mensch (hier ist die Menschin ebenso gemeint) kaum eine Möglichkeit, das wahre Wesen und die Gestalt Gottes zu erforschen. Wie soll man sich einen Gott vorstellen, der zumindest dieses Universum aus dem Nichts erschaffen hat? Sollte es noch weitere Universen geben, und das ist nicht so unwahrscheinlich, dann hätte wohl Gott mit den begrenzten Möglichkeiten eines Menschen erst gar nicht angefangen. Wie solltest du denn leben können, wenn dir sowohl Planet als auch Atmosphäre fehlt und dann auch noch das passende Klima. Wir sehen doch aktuell, wie schwer es ist, dieses Klima zu bewahren, wenn die Population ein Übermaß erreicht und jeder nach Luxus und optimierter Lebenslust strebt. Man muss wohl einsehen, dass wir bei der Niederschrift der Genesis ein bisschen zu überheblich waren. Nein ein geerdeter Gott, nach unserem Ebenbild, hätte kein Universum geschaffen, der hätte höchstens das Klima seines eigenen Planeten zum Kochen gebracht. Wir müssen uns also schnell von dem Gedanken verabschieden, dass Gott uns nach seinem Bild geschaffen hätte. Es war umgekehrt und definitiv ein Irrtum. Gott ist für uns unfassbar und gewiss nicht unsere Designvorlage.
Im Niedergang
Es ist ja schon erstaunlich, dass die vergreisten Gestrigen im Vatikan allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz eisern an ihren Irrtümern festhalten. Zum äußeren Zeichen beharren sie auf einer Kleiderordnung, die wohl ihre stoische Zukunftsverweigerung untermauern soll. Erwachsene Männer mit Röcken und roten Bauchbinden. Man kann das lustig finden, aber das ist es leider nicht. Freilich werden Talar und Soutane mittlerweile mit Reiß- oder Klettverschluss zusammengehalten und die unzähligen Knöpfe sind ohne Funktion, aber sie sollen den Anschein der Verweigerung unterstreichen. Natürlich haben die Purpurmänner ihre iPhones einstecken und das vermutlich in einer eingearbeiteten iPhone-Tasche, aber nach außen hin wird Vergangenheit demonstriert und vor allem gepredigt. Das Collar - zeitweise als Tippex bezeichnet - erfreut sich großer Beliebtheit, denn es weist den Träger als geweihten Mann aus. Aber die Wirksamkeit hat gewaltig nachgelassen, wie auch die Bedeutung Roms. In den aufgeklärten Ländern der Welt ist die katholische Kirche mit Vollgas im Niedergang.
Vier Prozent
Die Zahl der Ausreden seitens der katholischen Adelsoberen ist fast so lang wie ihre Verfehlungen. Die Hauptausrede ist der Zeitgeist, also die Summe der Lebenseinflüsse. Den Menschen gehe es zu gut, man will keine Funkirche, die Menschen sind dekadent geworden und dem dürfe sich eine heilige katholische Kirche nicht anbiedern. Dem Zeitgeist anbiedern, ist das wirklich ein Problem? Am 25. Juli 1968 veröffentlichte Papst Paul VI die Enzyklika "Humanae Vitae", auch als Pillenenzyklika bekannt. Die Pille war erfunden und sie vereinfachte Empfängnisverhütung. Humanae Vitae gilt bis heute. Bis heute ist jegliche Empfängnisverhütung, ausgenommen (und das auch nur vielleicht) die Natürliche, von der Kirche verboten. Und wen kümmert das? In jedem Kloster stand eine Eibe, deren Gift wurde zur Abtreibung verwendet. Nicht selten starben Mutter und Kind. Aber das war ja innerhalb der Klostermauern, also fern der Öffentlichkeit. Die Liste der Scheinheiligkeiten ließe sich lange fortführen. Jedenfalls hat die katholische Kirche sehr viel an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Die vielen Missbrauchsfälle und vor allem deren Vertuschung und mangelhaften Aufarbeitung führten zu massiven Kirchenaustritten.
Während die Austritte von 1990 bis 2016 nur moderat anstiegen, explodieren sie seit 2021 förmlich. 522.821 Katholiken traten im Jahr 2022 aus. Hinzu kommen 64.835 Kinder von katholischen Eltern, die nicht getauft wurden und schließlich 277.242 katholische Todesfälle. Macht also in der Summe 864.898 Katholiken, welche die katholische Kirche im Jahr 2022 verlor. Das sind vier Prozent und somit auch vier Prozent der Kirchensteuer von 6,0 Milliarden im Jahr 2022 = 240.000 Millionen.
Rettungsring verschmäht
Dann machten sich etliche ehrenamtliche Laien (= nicht geweihte Katholiken) die Mühe, einen synodalen Weg zu starten. Sie suchen nach Wegen in die Zukunft der katholischen Kirche. Und als die deutschen Bischöfe mit den zögerlichen Beratungsergebnissen im Rom antanzen, erfährt der synodale Weg eine pauschale Abfuhr. Rom hat damit den Rettungsring, den ihm der synodale Weg zuwarf verschmäht. Man darf getrost davon ausgehen, dass es keinen zweiten synodalen Weg mehr geben wird, denn die deutsche katholische Kirche ist im Niedergang und Rom hat das durch zahlreiche Fehler zu verantworten. Da ist vor allem die Unfähigkeit von Papst Benedikt zu benennen, die Missbrauchsfälle wirksam in Angriff zu nehmen, ebenso aber auch die Unfähigkeit von Papst Franziskus, notwendige Reformen auf den Weg zu bringen. Was hat ein Zölibat in unserer Welt verloren? Wie kann man Frauen vom Priesteramt ausschließen? Beides geht nicht auf Jesus zurück. Wie soll eine Monarchie, die die katholische Kirche im Grunde ist, in einer Demokratie überleben? Es sind so viele Baustellen, mit denen sich die katholische Kirche in die Vergangenheit katapultiert hat.
Ich bekenne
Darüber hinaus ist es aber auch ein völlig veraltetes Menschenbild. Die katholische Kirche begründete ihre Macht auf der Sünde. Der Mensch wurde als grundsätzlich schlecht betrachtet und konnte nur durch die Vergebung der Sünden ins Paradies und das Vergebungsmonopol hatte natürlich die Kirche. Zeitweise ließ man sich dieses Paradiesticket teuer abkaufen. Das hat sich bis heute erhalten, denn Messstipendien sind nichts anderes als Ablasshandel. Und bis heute wird das große Schuldbekenntnis regelmäßig gebetet, in dem der Katholik zu bekennen hat, dass er Gutes unterlassen und Böses getan hat. Selbst einem Psychologieunkundigen wird klar sein, dass diese ständige Schuldzuweisung keine Bereicherung ist. Dabei gäbe es so viele Möglichkeiten, positiv zu wirken, wäre man nur nicht so sehr im Gestern verankert. Aber gestern waren die Kirchen doch voll. Stimmt! Aber warum?
Ist Rettung noch möglich?
Die katholische Kirche verweist darauf, dass sie weltweit zunimmt. Das mag schon stimmen, denn es gibt leider zu viele Länder auf der Erde, die deutschem Lebensstandard und deutscher Demokratie um Jahrhunderte hinterherhinken. Auch wenn ein populistischer Aiwanger meint, sich Demokratie zurückholen zu müssen, aber das ist eine andere Geschichte, leider auch eine traurige. Wenn katholische Kirche nur dort funktioniert, wo Bildung und Demokratie fehlen, dann sollte sie schleunigst darüber nachdenken, warum das so ist. Wenn Kirche nur dort prosperiert, wo Gewalt, Terror und Krieg herrschen, dann ist es höchste Zeit zum umdenken. Denn eigentlich sollte die Kirche genau das nicht wollen und mit allen Mitteln dagegen ankämpfen. Aber dann müsste sich sich ändern und dem Mittelalter Lebewohl sagen. Denn wir haben Gott nach unserem Bild geschaffen und wir ändern uns und wir haben eigentlich auch die Kirche nach unseren Bedürfnissen geschaffen und die haben sich geändert. Leider versteht die Kirche das nicht, sie glaubt noch an den Gott der Vergangenheit und nicht an den Gott von heute. Und wenn sie daran festhält, wird es mit jedem Tag unwahrscheinlicher, dass man sie retten kann. Sie wird nicht untergehen, aber nur mehr von Ländern ohne Demokratie und wenig Bildung getragen. Auf die Unterstützung der reichen Demokratien wird sie dann verzichten müssen. Aber vielleicht kriegen wir das mit dem Klima eh nicht in den Griff, dann gehen wir sowieso alle unter. Doch im Gegensatz zu den Sauriern brauchen wir dazu keinen Meteoriten, das schaffen wir ohne fremde Hilfe.
Langsames Ausschleichen oder Sanieren
Ist die katholische Kirche in Deutschland noch rettbar?
Die Katholische Kirche in Deutschland tut sich in letzter Zeit ziemlich schwer, Fettnäpfchen auszulassen und bei der Schadensbegrenzung scheint das oberste Prinzip die Dilettanz zu sein, wenn es denn überhaupt ein Prinzip gibt. Da mühen sich Laien ab, einen synodalen Weg zu bahnen, der zumindest in Richtung Zukunft führen könnte, aber halstarrige Gestrige wehren sich mit hierarchischer Gewalt gegen jede Einmischung von "außen", also den Nichtklerikern, der Mehrheit. Wie soll das gut gehen?
Die Sanierungsfrage
Wäre die katholische Kirche (KK) ein Konzern, dann müsste man ernsthaft überlegen, ob eine Sanierung noch in Frage kommt. Wie konnte es soweit kommen? Wie konnte die KK soweit von der Gesellschaft abdriften? Da hilft ein Blick in die Vergangenheit, denn die war über Jahrhunderte immer gleich. Da waren Adel, Stände und das gemeine Volk. So stellte sich auch die Kirche auf, der Adel, das waren Papst, Kardinäle und Bischöfe, die Stände bildeten die Priester und das gemeine Volk hatte zu gehorchen, dafür sorgte eine strenge Einhaltung der Gebote und die Inquisition. Die Kirche war also hauptsächlich eine Institution, die das Fürchten lehrte.
Untergang der Monarchien
Der erste Weltkrieg bedeutete den Untergang für die meisten Monarchien. Die Demokratie brach sich Bahn. Die Grundfeste dafür wurden in vielen Revolutionen gelegt. Deutschland und Italien erlebten danach eine düstere Phase der Diktatur, die aber Gott sei Dank die angedachten tausend Jahre bei weitem nicht erlebte. Die KK konnte sich dem Untergang des Adels entziehen und ihre Monarchie, die sie Hierarchie nennt in die Neuzeit herüberretten. Doch wird dieser vermeintliche Rettungserfolg immer mehr zum Pferdefuß. Es ist halt immer weniger vermittelbar, dass ein sehr alter Mann in Rom über viele sehr alte Männer herrscht, die über viele mehr oder weniger alte Bischöfe herrschen und den Gläubigen vorschreiben, was zu glauben ist.
Die Erfindung des Zeitgeists
Da die KK nach wie vor wie eine Monarchie strukturiert ist und eine rettende Revolution daran scheitert, dass die Revolutionäre die Freiheit haben auszutreten, kann die KK in der vermeintlich "guten alten Zeit" verharren und muss sich nicht den gewaltigen Anforderungen der mit hoher Geschwindigkeit wandelnden Zivilisation stellen. Per se scheint für die KK der Wandel vor allem gottlos zu sein. Er ist der Zeitgeist, das Böse und er trägt die Schuld am Abfall der Gläubigen. Demnach kann es nicht gottgefällig sein, sich dem Zeitgeist zu unterwerfen. Die Kirche ist vielen Irrtümern aufgesessen, vom geozentrischen Weltbild bis zur Erschaffung der Hexen. Aber dieser Fehler hat andere Dimensionen, denn früher war die Welt, wie sie war, jetzt ist sie heute nicht mehr wie gestern und schon morgen wird sie wieder eine andere sein. Und der Fortschritt nimmt immer mehr an Fahrt auf.
Darf Glaube sich ändern?
Mk 2, 27: „Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht, nicht der Mensch um des Sabbats willen.“
Diese Aussage Jesu könnte man auch so formulieren: "Die Religion ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um der Religion willen." Eine Religion, die um des Menschen willen gemacht ist, muss sich wandeln dürfen, muss lernen, auf geänderte Bedürfnisse einzugehen. Eine Religion, die um des Menschen willen gemacht ist, müsste sich längst um die Umweltzerstörung kümmern. Sich der Thematik zu verweigern, weil sie nicht in der Bibel steht, ist Vogel-Strauß-Mentalität. Zu Zeiten Jesu gab Umweltzerstörung nur, wenn die Natur sie verursachte. Eine Religion, die sich nicht an die Erfordernisse anpasst, wird früher oder später untergehen. "Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit." Ein Spruch aus der Wirtschaft, der in vielen Bereichen Gültigkeit hat, auch bei Religion. Die KK versteift sich gerne darauf, dass Jesus das Christentum gestiftet hat, also darf es nicht verändert werden. Wie viel von der Ausprägung des heutigen Christentums kann man Jesus zuschreiben? Folglich hat sich Christentum seit den Lebzeiten Jesu gewaltig geändert und vielleicht nicht mal im Sinne Jesu. Sehr wahrscheinlich sogar.
Die Evangelische Kirche verliert auch
Oft werden die Forderungen an die KK, z.B. den Zölibat abzuschaffen oder die Frauen zum Priesteramt zuzulassen damit abgewehrt, dass die evangelische Kirche damit die massiven Austritte auch nicht verhindern konnte. Tja! Das klingt in etwa so wie Gegner deutscher Klimaschutzpolitik. "Dass das kleine Deutschland das Klima nicht retten kann!" Wäre es also sinnvoller mit Vollgas gegen die Wand zu fahren? Wenn die Evangelischen ebenso Mitglieder verlieren bedeutet das, dass es mit der Abschaffung von Zölibat und Patriarchat nicht getan ist, trotzdem ist das kein Grund, an diesen mittelalterlichen Relikten festzuhalten. Der Reformstau ist größer als diese zwei Themen, er ist auch größer als alle Forderungen des synodalen Wegs. Solange aber eine Gruppe vergreister Männer über die Zukunft der KK entscheidet und die Revolutionäre austreten, ist von Untergang auszugehen. Dann geht halt Rom zum zweiten Mal unter, zumindest in Deutschland.
Dogma 234
Der Tod ist in der gegenwärtigen Heilsordnung eine Straffolge der Sünde
Seit es Leben auf der Erde gibt, hat es eine begrenzte Dauer. Es gibt kein Leben, das auf Dauer angelegt ist. Leben ist ein beständiger Kreislauf von Werden und Vergehen. Der Wunsch nach ewigem Leben ist ein Menschheitstraum. Das liegt vor allem daran, dass der Mensch sein Lebensende begreift und diese Erkenntnis ist bitter. Also muss eine Aussicht auf ewiges Leben her. Dass es mal ein Paradies mit ewigem Leben gab, wird im Buch Genesis behandelt. Genesis heißt übersetzt "der Anfang". Wir kennen es als das 1. Buch Mose. Das Buch behandelt Idealzustände und die Konflikte mit diesen Idealen. Das Judentum, das dieses 1. Buch Mose verfasst hat, kennt keine Erbsünde, die wurde erst von der katholischen Kirche aus der in Genesis beschriebenen Vertreibung aus dem Paradies konstruiert. Folglich kann man getrost davon ausgehen, dass die Erbsünde eine Erfindung der katholischen Kirche ist. Sie wurde ein wichtiges Fundament, denn erst durch die Erbsünde, und vor allem dem Monopol derer Vergebung, konnte die katholische Kirche ihre absolutistische Machtposition errichten.
Kein Tod ohne Sünde?
Im Paradies gab es keine Sünde und somit keinen Tod. So zumindest weiß es die Bibel. Freilich gab es das Paradies nicht wirklich. Es war eine Idealvorstellung, eine unerreichbare, wohlgemerkt. Denn der Mensch ist nicht für paradiesische Zustände geschaffen. Der Mensch ist ein Raubtier. Ein Börsenhai, ein egoistisches, raffgieriges, unersättliches Raubtier. Er würde in kein Paradies passen. Insofern wäre ein göttliches Vorhaben für ein Paradies von Haus aus zum Scheitern verurteilt gewesen. Aber die Vorstellung ist natürlich schön.
Die Straffolge
Wenn es also zu keiner Zeit ein Paradies gegeben hat, weil Wunschvorstellungen selten Realität werden, wie kann dann die Sünde - und hier geht es um die Erbsünde - den Tod als Lebensende zur Folge haben? Wie kann überhaupt Gott einen Tod einsetzen, der doch zum Kreislauf aller Lebewesen gehört. Der Tod war also immer schon da, oder besser gesagt: der Tod war nie da. Denn es ist das Leben, das da ist und das irgendwann endet. Der Tod ist also lediglich der Zustand ohne Leben. Gab es also den Tod vor dem Sündenfall nicht, so gab es auch kein Leben. Der Vor-Mensch - so man ihn als solchen bezeichnen mag - existierte als Seele im Paradies. Wie aber kann eine Seele in einem Paradies überhaupt sündigen? Eine verzwickte Geschichte. Aber das Ende der Geschichte jedes einzelnen Menschen, da ist sich die Kirche sicher, ist das Aushauchen der Seele, die dann ins Paradies zurückkehrt, wo sie vorher herkam. Da wir aber von der Zeit vor unserer Geburt rein überhaupt nichts wissen, entstand unsere Seele erst bei der Geburt oder wir bekamen eine generalsanierte und frisch formatierte. Aber vielleicht gibt es diese Seele ja überhaupt nicht und die Kirchen erfanden sie, weil man ja ohne Seele einfach weg wäre. Leben weg, aus Äpfö, Amen. Aber laut Dogma 234 muss es eine Seele geben, denn sonst könnte das Leben nicht die Straffolge einer Sünde sein, die eine Seele begangen haben muss. Und wo kommt diese gegenwärtige Heilsordnung eigentlich her?
Gottes Lachkrampf
Ob Gott einen Lachkrampf bekommen würde, kämen ihm diese Dogmen einmal zu Gehör? Nicht ganz unwahrscheinlich. "Der Tod ist in der gegenwärtigen Heilsordnung eine Straffolge der Sünde". Auf so was musst du erst mal kommen. "Die Geldbuße ist in der gegenwärtigen Straßenverkehrsordnung eine Straffolge der Geschwindigkeitsüberschreitung". Das versteht man, das ist nachvollziehbar. Beim Dogma 234 aber drängt sich der Eindruck auf, dass da jemand absolut zu lang über seine Vor- und Nachgeschichte nachgedacht hat. "Warum hat mich meine Mutter unter Schmerzen gebären müssen, warum muss ich sterben?" Dabei ist die Antwort relativ einfach: Weil du ein Mensch bist! Und da geschieht das seit Millionen Jahren. Das war so und ist so und zwar schon lange vor der "Vertreibung aus dem Paradies". Aber wie soll das möglich sein? Nun ja, unsere ältesten Vorfahren hatten keinerlei Religion und damit kein Paradies, aus dem man sie vertreiben hätte können und somit keine Erbsünde.
Menschen vor dem Paradies
Aber hoppla! Es kann doch gar keine Menschen vor dem Paradies gegeben haben! Hat es aber. Und vor Gott kann es keine Menschen gegeben haben. Stimmt! Ja, aber dann hat es dieses Paradies nicht gegeben!? Natürlich nicht! Ja, was soll dann das Ganze Erbsündgetue? Erbsünde ist vielleicht das Geschichtsbündel, das uns je nach Geburtsregion aufgebürdet wird und das ein bisschen für langfristige Gerechtigkeit sorgen könnte. Aber halt nur scheinbar. Denn wenn der heutige Pole vom heutigen Deutschen Reparation verlangt, dann kann man das nur als paradiesgläubiger Katholik nachvollziehen. Die katholische Kirche machte die Erbsünde einige Jahrhunderte lang zum äußerst lukrativen Geschäftsmodell. Heute fällt ihr das berechtigt auf die Füße. Man kann alles übertreiben. Die katholische Kirche tat das und entwickelte eine manische Gier- und Raffsucht. Wenn man immer am Limit lebt, tut das Zurückschrauben des Limits ziemlich weh. Das ist auch die Erfahrung, die unsere Gesellschaft gerade macht und auch da wird es weh tun.
Dogma 7
Gottes Wesen ist auch für die Seligen des Himmels unbegreiflich
Wenn man sich unser Universum vor Augen führt, dann wird einem schnell klar, dass man sich unser Universum nicht vor Augen führen kann. Man schätzt, dass unser Universum 46 Milliarden Lichtjahre im Durchmesser hat. Das hat man aus vielen Einzelbeobachtungen errechnet. Für uns ist die Lichtgeschwindigkeit das Maß aller Dinge. Wenn aber unser Universum "nur" 14 Milliarden Jahre alt ist, wie kann es dann einen Durchmesser von 46 Milliarden Lichtjahren haben? Das könnten dann doch maximal nur 28 Milliarden Lichtjahre sein, wenn sich alles immer mit Lichtgeschwindigkeit auseinander bewegt. Wir sehen schon, es gibt also doch etwas schnelleres als Licht. Das ist alles im wahrsten Sinne unfassbar.
Wo ist der Himmel
Wenn wir sterben, kommt unsere Seele in den Himmel. Wo ist der? Oben, unten? In unserer Galaxie? Gibt es überhaupt nur dieses eine Universum oder sind es viele? Ist es ein Himmel für alle Universen? Müßig, das zu hinterfragen. Man hätte es damals tun müssen, als sich nach dem Evangelisten Matthäus bei Jesu Tod die Gräber öffneten und die Leiber der entschlafenen Heiligen herumgingen. Die hätten schließlich die Antwort auf sehr viele Fragen gehabt. Aber man fragte sie nicht, weil sie gar nicht da waren. Denn der gute Matthäus baute lediglich eine alttestamentliche Weissagung in seine Erzählung ein. So gibt es bis heute nicht den geringsten Hinweis, wohin die Reise nach dem Tod geht oder eben nicht. Aber die katholische Kirche hat vorsorglich gehandelt und für ihre Seligen und Heiligen die besten Plätze reserviert. Wie genau sie das dem Himmel übermitteln, das wissen sie wohl selber nicht. Per E-Mail sicher nicht, denn die Beförderung zum Heiligen setzte deutlich vor dem neuen Kommunikationszeitalter ein. Es muss wohl eine H-Mail geben, eine Direktverbindung zwischen Himmel und Vatikan.
Die Seligen im Himmel
Natürlich muss das so sein, denn woher sonst hätte der Vatikan das Wissen um sein Dogma 7, dass Gottes Wesen für die Seligen des Himmels unbegreiflich ist. Gut, das ist jetzt nicht weiter verwunderlich, denn wenn so ein Entlebter so was ähnliches wie ein vergeistigter Mensch ist, wie sollte er dann mehr begreifen, als der lebendige Mensch. Ist er aber mehr, also ein Erleuchteter, dann wird wohl vom alten Menschsein nicht mehr viel da sein. Aber natürlich ist die Sache deutlich vertrackter, denn der Entlebte wird ja nicht sofort selig oder gar heilig. Das passiert erst nach mehr oder weniger langwierigen Prozessen im Vatikan. So lange hat der Entlebte wohl eine Art Probezeit, in der er noch nicht selig ist. Erst wenn Rom ihn befördert hat und das entsprechende Zimmer im Himmel gebucht ist, erkennt der Neuselige, dass Gott für ihn unbegreiflich ist. Man muss also davon ausgehen, dass der Seligenanwärter nicht begreifen kann, dass er Gott nicht begreift. Als Seliger begreift er endlich, dass er Gott nicht begreift. Das muss man schon als großen Vorteil sehen, der den Seligen durch dieses Dogma eingeräumt wurde.
Die Allmacht des Vatikans
Wenn man sich das einmal verinnerlicht, dann wird man ob der Allmacht des Vatikans demütig. Denn dass ein Zwergenstaat auf einem Planeten in einem unbedeutenden Sonnensystem in einer von unzähligen Galaxien und einem von vielleicht unzähligen Universen in der Lage ist, über das Unbegreifen im Himmel zu entscheiden, das ist wirklich unfassbar, wenn nicht sogar unvorstellbar oder Illusion.
GOTT
Oder was wir aus ihm gemacht haben
Es geschah vor 14 Milliarden Jahren. GOTT erschuf unser Universum. Es war kleiner als ein Stecknadelkopf, viel kleiner, aber es hatte schon sein heutiges Gewicht. Es entstand aus Energie, unvorstellbar viel Energie und es explodierte förmlich. Schneller als das Licht dehnte es sich aus. Nach einer Sekunde hatte es einen Durchmesser von 9 Lichtjahren (85.000.000.000 km). Heute misst es etwa 46 Milliarden Lichtjahre im Durchmesser. Die Geschwindigkeit der Ausdehnung nahm hyperbelartig ab. Vor ca. 6 Milliarden Jahren fand eine Schubumkehr statt. Die mittlerweile sehr konstante Ausdehnung begann langsamer zu werden und irgendwann wird sich das Universum wieder zusammenziehen, das könnte in einen erneuten Urknall münden. Hat GOTT also ein Perpetuum-Mobile geschaffen? Es sieht zumindest ein bisschen danach aus. Also könnte unser jetziges Universum auch ein Nachfahre der ursprünglichen Schöpfung sein. GOTT ist Ewigkeit und vielleicht ist das pulsierende Universum für ihn nur ein Perpendikel, eine Unruh. Doch ist das alles nur Theorie und unser Wissen eine Folge des intensiven Nachdenkens kluger Köpfe, die aus ihren Beobachtungen unser Bild des Universums wie ein großes Puzzle zusammensetzten.
Das Universum
Wir wohnen auf der Erde. Unser Planet umkreist mit sieben Kolleg*innen die Sonne. In unserer Milchstraße gibt es mindestens 100 Milliarden Sonnen und etwa 200 Milliarden Planeten. Der Durchmesser unserer Galaxie beträgt etwa 25.000 Lichtjahre. Wenn wir einen Stern am anderen Ende der Milchstraße betrachten, dann sehen wir ihn, dort, wo er vor 25.000 Jahren war und so, wie er damals aussah. Neben unserer Galaxie, der Milchstraße gibt es noch weitere Galaxien, viel mehr, sehr viel mehr. Man schätzt die Zahl auf mindestens 100 Milliarden, manche Wissenschaftler gehen sogar von eine Billion oder mehr aus. Aufgrund unserer Beobachtungen und Berechnungen können wir den Durchmesser unseres Universums auf ca. 46 Milliarden Lichtjahre schätzen. Das sind beeindruckende Zahlen. 2022 wurde in der ZEIT ein Artikel über die Mission "Kepler" veröffentlicht. Die gleichnamige Sonde hat von 2009 bis 2018 unsere Nachbarschaft in der Milchstraße durchsucht. Aufgrund der Ergebnisse und der daraus möglichen Hochrechnungen könnte es in der Milchstraße 300 Millionen Planeten mit erdähnlichen Voraussetzungen geben. Ob es darauf Leben gibt, das weiß man nicht, lediglich von der Erde wissen wir es. Aber es wäre schon eigenartig, wenn das Leben auf der Erde einzigartig wäre. Ähnlich wird die Situation wohl in allen anderen Galaxien sein.
Abrahams Besucher
Abraham (= Vater der Vielen) lebte vor 4000 Jahren zwischen Euphrat und Tigris im heutigen Irak. Vermutlich in oder bei der Stadt Ur. Aber schon der Name weißt darauf hin, dass Abraham eine fiktive Gestalt ist, ein Urvater. Das Alte Testament erzählt von Besuch GOTTES in Gestalt dreier Männer bei Abraham, GOTT sagte ihm ungezählte Nachkommenschaft voraus, dass er dazu aber wegzuziehen habe, natürlich in das heutige Israel. Es ist eine orientalische Erzählung. Die Israeliten waren sehr kreativ und konstruierten als Beweis ihrer Nachkommenschaft einen beachtlichen Stammbaum. Den hat das Christentum für sich übernommen und dazu die Legendengestalt Abraham zu einer real existenten Person gemacht.
Wir halten also fest, dass GOTT, der Schöpfer des Universums, in dem es vermutlich mehr als 200 Trillionen (200 + 18 Nullen) Planeten gibt, vor 4000 Jahren die Galaxie Milchstraße besuchte, sich unser Sonnensystem aussuchte, darin die Erde wählte und dort in die Stadt Ur in Mesopotamien reiste, weil er einen Schafzüchter zum Umzug ins Nachbarland überreden wollte.
Sündenfall und Sühne
Die Geschichte ist soweit akzeptabel, als man sie als Legende betrachtet. Legenden haben einen wahren Kern und der könnte ein Traum Abrahams sein oder dass die Wurzeln der Israelis bis nach Mesopotamien reichen, was ja durchaus der Fall sein dürfte. Etwa 2000 Jahre später sandte GOTT einen seiner Engel, die er folglich in der Zwischenzeit erschaffen haben musste, ins Zielgebiet des Abraham und der schwängerte eine Jungfrau, damit sie einen Sohn gebäre, der die Menschheit retten sollte. Natürlich fragt man sich da: Wovor? Aber da war man schnell erfinderisch und erfand in den Vorfahren Abrahams eine Frau, die von einem verbotenen Baum aß. Warum war der da? Aber natürlich, weil es ohne Versuchung keine Sünde geben kann, also brauchte man einen Baum der Versuchung. Ein einziger Apfel und die Menschheit war dermaßen versündigt, dass nur GOTT (inzwischen also zum Verführer aufgestiegen) diese Schandtat durch seinen eigenen Tod sühnen konnte. Jedenfalls ging der Plan auf. Der Sohn hieß Jesus, er sah, welchen Unfug die Nachkommen Abrahams aus der Idee seines Vaters gemacht hatten und sah die Auflehnung gegen die selbstgerechten Religionsfürsten als einfachen Weg zur Pflichterfüllung, also dem Sühnetod an. Der Plan ging auf, wie wir alle wissen. Die Bewegung, die er dazu ins Leben gerufen hatte, bestehend aus einfachen Fischern aus Galiläa, wäre rasch im Getriebe der Zeit verschwunden, hätte sich nicht ein fanatischer Römer, der Jesus nie getroffen hatte, sondern nach einem dramatischen Reitunfall eine Bewusstseinsstörung erlitt, zu einem fanatischen Jünger des bereits Hingerichteten gemausert. Paulus, so der Name des Fanatikers, überarbeitete das Reformvorhaben Jesu radikal und machte eine neue Religion daraus: Das Christentum.
Back to the roots
Jesus lehnte sich gegen das religiöse Establishment auf, das übernahm auch Paulus. Aber auch ein Paulus stirbt mal, im konkreten Fall durch das Schwert, und dann kommen Nachfolger. Und die Nachfolger sahen das mit dem Establishment nicht mehr so negativ, also bauten sie Stück für Stück eine durchsetzungskräftige Hierarchie auf. Ein System, das sich zum Machterhalt schon immer bewährt hat. Wäre nicht die Aufklärung gekommen und mit ihr Demokratie und Freiheit, die Kirchenhierarchie würde bis heute bestens funktionieren. Aber die Aufklärung hat die Kirche ausgespart und so wurde das von Galileo Galileo entdeckte heliozentrische Weltbild bis 1757 als Blasphemie angesehen. Im Jahre 1979 wurde Galileo Galilei rehabilitiert. Abgesehen vom zweiten vatikanischen Konzil, dessen Reformen in weiten Bereichen wieder zurückgenommen wurden, verharrt vor allem die katholische Kirche in der Vergangenheit. Kleidet sich wie in ihrer guten alten Zeit und meint, dass sie sich damit in die Zukunft retten kann.
Die Gestaltung GOTTES
Das Konstrukt der Erlösung der Menschen durch die Ermordung des von GOTT gezeugten Sohnes ist schon starker Tobak. Als erste Reaktion beim Erzählen dieser Geschichte an Neulinge wird man wohl Unverständnis ernten. Also wird die Geschichte zur immerwährenden Wahrheit erklärt. Das nennt man dann ein Dogma. 245 solcher Dogmen hat die katholische Kirche mittlerweile aufgestellt und damit GOTT nach ihren Vorstellungen gestaltet. So lautet Dogma 49 "Gott hat die Welt gut erschaffen." Wer hat sie also schlecht gemacht? Ah! Der Mensch. Aber ist der Mensch nicht Teil der Welt, die GOTT gut erschaffen hat?
Ist es nicht vielmehr so, dass der Mensch sich seinen GOTT nach seinen Erfordernissen erschaffen hat? Dazu gehört zunächst ein Beschützer und Helfer für ein möglichst schönes Leben und dann ein Garant für ein Leben nach dem Tod. Sobald der Mensch begriffen hat, dass er eines Tages endet, suchte er nach eine Lösung und erfand sie. So lautet das Dogma 55: "Der Mensch besteht aus zwei Wesensbestandteilen, einem materiellen Leib und einer geistigen Seele." Und natürlich kommt die Seele in den Himmel. Das hat man GOTT gleich mit zwei Dogmen vorgeschrieben: "57. Jeder Mensch besitzt eine individuelle unsterbliche Seele." und "58. Gott hat dem Menschen ein übernatürliches Endziel gesetzt."
Eigenes Denken erlaubt
Im Religionsunterricht wurden wir lediglich mit dem manifestierten Glauben gefüttert. Glaubensgrundsätze zu hinterfragen war kaum möglich und wurde in keiner Weise gefördert. Man hatte das zu glauben, was gelehrt wurde. Das Geheimnis der Dreifaltigkeit Gottes wurde von Lehrern vermittelt, die es selbst nicht begriffen. Vor sechzig Jahren waren die Kirchenbänke voll. An den hohen Feiertagen übervoll. Heute sind die Kirchenbänke selbst an hohen Feiertagen überwiegend leer. Die Welt hat sich in diesen sechzig Jahren unheimlich verändert, die katholische Kirche nicht. Sie verweist achselzuckend auf den Zeitgeist, als wäre er ein Dämon. Dieser Zeitgeist hat Wohlstand gebracht und Mobilität, Gesundheit und Sicherheit, Lebensfreude und Lebenslust, Zerstreuung und Erholung. Damit will die katholische Kirche nicht klar kommen, sondern sieht alles als sündhaft und verwerflich. Sie glaubt, dass uns der Zeitgeist benebelt und der Blick auf das Wesentliche verschwimmt. Auf die Vergebung der Sünden, auf das Seelenheil. "Ich bekenne, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe!" So sollen wir sein, so will sie uns haben. Wie wir sie haben wollen, das spielt keine Rolle. Denn es geht um die Bewahrung des einzig wahren Glaubens und der besagt, dass Gottes Sohn für uns geopfert wurde. Deshalb wird er jedes Jahr an Ostern (ein Fest mit nordischen Wurzeln) erneut ans Kreuz genagelt und muss sterben. "Geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben." Das ist der katholische Lebenslauf des Jesus aus Nazareth, Sohn des Zimmerers Josef und seiner Frau Maria. Es geht also nicht um ein bisserl Reformstau, es geht um eine Runderneuerung, um Bedeutungslosigkeit oder Bedeutung.
Zusammenfassung
GOTT hat vor mindestens 14 Milliarden Jahren unser Universum geschaffen. Handelt es sich um ein oszillierendes Universum, das alle Zigmilliarden Jahre wieder in einem Urknall explodiert, dann kann es auch sehr viel früher gewesen sein. Ob GOTT sich tatsächlich für eine Lebensform auf dem Planeten Erde in der Galaxie Milchstraße interessiert, die gerade dabei ist, die eigenen Lebensgrundlagen aus Selbst- und Gewinnsucht zu zerstören, das mag jeder Mensch für sich selbst entscheiden. Vielleicht läuten ja bei irgendwem drei fremde Männer an der Haustür und befehlen einen neuen Weg. Aber würden wir folgen?
Dogma 136
Christus hat seiner Kirche eine hierarchische Verfassung gegeben
Natürlich hat Jesus aus Nazareth das nicht getan, deshalb ist es ja ein Dogma. Ein Dogma ist ein unumstößlicher Beschluss der katholischen Kirche, mit dem nicht hinreichend fundierte Lehrsätze als allgemein gültig gemacht werden. Das Dogma 136 war erforderlich, um die hierarchische (oder sollte man sagen "monarchische") Struktur der Kirche ein für allemal als von Jesus begründet zu konstatieren. Da kann also ein synodaler Weg in Deutschland absolut gar nichts dran ändern, deshalb können sich die verknöcherten Eminenzen und Exzellenzen in Rom schadenfroh die Hände reiben. Mit dem Dogma 136 ist ein für allemal klargestellt, wer das Sagen hat und warum die Synodalen in Deutschland es nicht haben.
Es ist durchaus eine zutiefst verstörende Erfahrung, sich die Liste der 245 Dogmen mal durchzulesen und damit zu erfahren, welche Rechte man als Katholik nicht hat und was zu glauben vorgeschrieben ist. Wer die 245 Dogmen wirklich ernst nehmen will, ist danach mit Sicherheit ein anderer Mensch. Obwohl Mensch hier nicht ganz das richtige Wort ist, eher dienst leistender und fleißig zahlender Untertan.
Aus der Zeit gefallen
Natürlich sind die Dogmen aus der Zeit gefallen oder besser gesagt im Mittelalter hängen geblieben, aber sie gelten immer noch und wenn es den Machthabern im Rom gefällt, berufen sie sich darauf, aber nur dann. Wenn man in der Zeit glaubt, eine Einsicht für alle Zeit gültig festzuschreiben, dann lässt man dabei die Zeit außer Acht. Denn die Zeit hat ihre eigenen Regeln und sie verändert so ziemlich alles. Wie vermessen ist es also, eine in der Zeit als notwendig erachtete Regelung als eine für alle Zeit gültige Wahrheit in Stein zu meißeln und wie falsch? So werden die in ihrer Zeit für die Rettung der kirchlichen Monarchie erforderlichen Dogmen mehr und mehr zum Mühlstein um den Hals.
Drei Lager
Die heutigen Christen sind in drei Lager aufgeteilt. Da sind die Fundamentalisten, die mit allem einverstanden sind und vermutlich sogar den kirchlichen Missbrauch als hinnehmbare Begleiterscheinung akzeptieren. Dann haben wir die Modernen, die das zweite Vatikanum fortleben sehen wollen. Schließlich die größte Gruppe der Nochnichtausgetretenen, die sich im günstigsten Fall noch interessieren. Ansonsten nur auf ein christliches Begräbnis spekulieren. Diese größte Gruppe bröckelt und jeder Skandal reißt wieder ein Loch in ihre Schar. Aber auch die Modernen resignieren oft und treten konsequent aus. Bei den Fundamentalisten dezimiert Gevater Tod.
Geld regiert
Der Vatikan agiert nicht und reagiert nicht. Man beruft sich auf den missratenen Zeitgeist und sehnt sich nach "der guten alten Zeit" zurück. Für die Kirche mag es ja auch durchaus eine gute und alte gewesen sein, für ihre Beitragszahler war es das nicht. Da wurde mit Angst und Verdammnis gedroht und schon auch mal eine Lossprechung verweigert, wenn es der kirchlichen Sexualmoral gefiel, ihre verkorksten Regeln im Eheschlafzimmer durchzusetzen. Aber mit jedem Austritt sinken die Einnahmen und der Pomp in Rom kostet. Kommt also die Veränderung über leere Schatullen? Das mag durchaus sein, denn kein junges Paar lässt sich heutzutage von Rom in Sachen Verhütung auch nur ansatzweise etwas vorschreiben und wenn das in den Entwicklungsregionen noch so sein sollte, dann versündigen sich nicht die Menschen an Gott, sondern die Kirche an den Menschen.
Und es wird höchste Zeit, die Dogmen zu überarbeiten und sie von der Last der Ewigkeit zu befreien. Nichts kann ewig gelten, gar nichts. Es ist rein die Überheblichkeit des Menschen, der das bestimmen möchte. Und wenn die katholische Kirche als nennenswerte Größe überleben möchte, dann sollte sie sich lieber heute als morgen daran machen, den Geist von Johannes XXIII wieder in sich aufzunehmen. Der Aufbruch des zweiten Vatikanum wurde von seinen Gegnern maximal gebremst und so weit es ging zurückgefahren. Aber dieser Aufbruch ist der einzige Weg in die Zukunft. Wir brauchen eine Kirche, die den Menschen dienen will, die nützlich ist, die hilft. Eine unnütze Kirche braucht keiner. Und Gott braucht sowieso keine Kirche.
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