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Kanzelschreiber

Die Würfel sind gefallen

Über die Pfarrgemeinderatswahlen

Nach einem ebenso extensiven wie unzermürbenden Wahlkampf strömten am vorletzten Sonntag des März 2022 die Wähler tröpfchenweise in die Wahllokale um ihre Stimmen abzugeben. Immerhin standen oftmals für 10 zu wählende PGR-Mitglieder 10 Kandidaten zur Auswahl. Da fällt es selbst einem lupenreinen Demokraten schwer, die richtige Wahl zu treffen. Entsprechend hoch die Wahlbeteiligung. Die in den meisten Pfarreien die 5% mehr oder weniger deutlich überstieg. "Es gehe ja bei dieser Wahl vor allem auch um die Anerkennung der Arbeit des PGR", so konnte man vorher lesen, wenn man es las. Da aber mehr oder weniger um die 95% der zahlenden Katholiken der Urne fern blieben, wurde dieser Appell entweder nicht gelesen oder nicht beherzigt, vielleicht aber auch genau aus Anerkennungsverweigerung das Wahllokal gemieden.

Worum geht es beim Pfarrgemeindrat? Nun die meisten PGR-Mitglieder werden wohl sagen: Um Pfarrfest, Weihpalmbinden, Eierfärben und fleißiges diskutieren dieser Aufgaben. Aber worum geht es wirklich?

Der Pfarrgemeinderat soll mitreden, mitbestimmen und mitgestalten. So hat man das im 2. Vatikanischen Konzil beschlossen. Umgesetzt wurden die PGRs nur im deutschsprachigen Raum und wiederum geschieht es im deutschsprachigen Raum, nämlich in Deutschland, dass mit dem synodalen Weg endlich Bewegung in die Kirche kommt. Bewegung die man wohl mit dem Slogan Johannes XXIII "Aggiornamento" umschreiben könnte, die Kirche also in die Zeit zu bringen, up to date, updaten, wie man beim Computer sagt.

Wäre der synodale Weg nicht eine wesentliche Aufgabe des PGR? Neugestalten von unten her? Man sollte es meinen. Aber es scheint den PGRs eher um Konservieren zu gehen. Alte Bräuche und alte Zöpfe und ja nichts der heiligen Unendlichkeit in Frage stellen. Schade. Der synodale Weg hätte den Pfarreien sehr viel Lebenslust geben, den PGRs neue Kraft verleihen können. Es scheint aber, dass dazu sowohl Interesse als auch Bereitschaft fehlen. Man hört nichts, man sieht nichts. Es geht um Weihpalmbinden, Eierfärben, Pfarrfest und möglichst ausführlich darüber diskutieren.

Und so wird sie weiter erodieren, die unbewegliche katholische Kirche. Sogar die Fundamente fangen schon an zu bröckeln. Aber man sorgt sich höchstens um erodierende Kirchensteuern und wie man sich den Status quo weiterhin leisten kann. Die katholische Kirche ist äußerst erfolgreich darin, sich immer entbehrlicher zu machen. Fragen wie den Zölibat kann sie nicht lösen. Fragen, welche die Welt längst als gestrig abgehakt hat. Oder die Verweigerung der Frauenordination. Wer kann das heute noch glaubhaft argumentieren.

Werden solche Fragen von Pfarrgemeinderäten diskutiert? Würden sie es überhaupt wagen? Würden sie es überhaupt wollen? Wo sind den die Folgen des Priestermangels deutlicher zu spüren als in den Pfarreien und was gedenken die Rät*innen dagegen zu tun? Beten für Berufungen? Scheint nicht zu helfen. Wäre da ein zeitgemäßes Priesterbild, das man vom Sockel erlöst und einen ordentlichen Beruf daraus macht nicht vernünftiger? Warum werden diese Themen nicht diskutiert. Warum lässt man die da oben nicht mal spüren, wie viele da unten anders denken. Oder denken sie gar nicht anders? Sind sie Befürworter des Systems? Konservative?

Es scheint so. Denn der Horizont ist beengt auf Weihpalmbinden, Eierfärben und Pfarrfest. Ja nichts verändern, alles soll bleiben, wie es ist. Dabei bleibt immer weniger, weil alle, die sich mehr wünschen früher oder später die Segel streichen und auch die Mitgliedschaft. Gott braucht keine Kirche. Die Kirche aber braucht die Menschen. Die Menschen brauchen Gott. Die Kirche brauchen sie dabei nur, wenn sie nützlich ist. Ein Kirchenaustritt ist Gott wohl egal, auch wenn die Kirche das gerne anders sieht. Keine Religion kann Gott pachten, auch und schon gar nicht die katholische Kirche. Auch wenn sie zum Schuitz der göttlichen Heiligkeit die Missbrauchsskandale unter den Tisch kehrte. Gott sieht auch unter den Tisch, insofern waren sie ganz schön angeschmiert. Wer Gott bescheißt, kommt halt nicht weit.

Aber nun ist die Wahl der PGRs vorbei. Die Wahllokale der wenigen Wähler entledigt. Die Kandidaten zu 100% gewählt und bereit zum Weihpalmbinden, Eierfärben, Pfarrfest organisieren und über diese Themen ausführlich zu diskutieren, damit alles schön brav beim Alten bleibt und die Katholiken weiter ausreichend Gründe zum Austreten haben. Amen!

Weil er kein Bundesminister ist

Herr Emsö kräht ständig laut auf fremden Misthaufen

Vielleicht liegt es auch daran, dass er als Kandidat gegen einen Kontrahenten unterlag, dem er sich haushoch überlegen fühlte. Und immer mehr zeigt sich, welche Fehleinschätzung doch seine maßlose Selbstüberschätzung war und ist. 

Herr Emsö is ein Populist, wie er im Buche steht. Weht der Wind von rechts, dann flattert seine Fahne kräftig mit dem Wind. Bläst er von links, mach Herr Emsö wie der Wirbelwind auf dem Absatz kehrt und seine Fahne tut es ihm gleich. Bläst ein grüner Wind, dann küsst Herr Emsö höchst populistisch schon mal einen Rindenträger und achtet auf ausreichend Objektive, die selbstverständlich allesamt und exakt fokussiert auf den frisch verliebten Rindenküsser ausgerichtet sein müssen. Optimale Beleuchtung wird nicht dem Zufall überlassen.

Herr Emsö will gefallen, will geliebt werden und will natürlich unbedingt und mit absoluter Mehrheit wiedergewählt werden. Dabei mag er sogar noch glauben, ihm gehe es im Grunde um sein Bundesland, das herrliche Korruptistan. Wo er nach langen und umfangreichen Intrigen endlich in die Fußstapfen seines ober korrupten Übervaters treten konnte. Als Oberkorrupti in Korruptistan.

Aber zufrieden ist er nicht damit, er wollte mehr, glaubte, er wäre zu noch Höherem berufen, aber das sah die große Partei - höchst berechtigt - anders. So blitzte er ab. Eine hässliche Delle in seinem Ego, eine inakzeptable Schmach, eine schwärende Wunde, die sich nicht schließen will, weil er es selber nicht zulässt. Weil er ständig am Schorf kratzt, weil sie ihm zu langsam verheilt. Er will sie gar nicht verheilen lassen, denn sie darf erst heilen, wenn er sein Ziel erreicht hat und dieses Ziel heißt Bundesdiktator und nichts anderes.

Das Oberhaupt von Korruptistan, nun ja, das hat er bereits erreicht und es befriedigt ihn nicht. Deshalb muss er immer und überall einen eigenen Weg einschlagen. Korrputistan ist anders. Korruptistan macht alles besser, weil es Korruptistan ist und weil es ihn, den großen Emsö als Oberhaupt hat. Nichts fiel für ihn bei der letzten großen Wahl ab, gar nichts. Nicht einmal eine Aussicht. Ja nicht einmal die Aussicht auf eine Aussicht. 

Das wurmt, das gärt, das vergiftet. Dann kommt auch noch einer von den anderen, aber eben ein Bundesminister daher und führt ihn vor, wegen Windrädern. Es gibt in Korruptistan ein Gesetz gegen Windräder, basta. Trotzdem wird er Windräder ermöglichen müssen. Aber da fällt ihm schon noch eine Gemeinheit ein, ein Racheakt. Niemand hat von ihm zu fordern. Niemand! Und so ein Bundesminister schon gar nicht. Jeglichen Respekt vor der wahren Größe Emsös, dem Herrscher von Korruptistan ließ er vermissen, dieser unwürdigste aller Ignoranten.

Aber das nützt nichts, ein Bundesminister ist ein Bundesminister und damit ein Höherer als der Herrscher von Korruptistan. Dabei war alles auf einem guten Weg. Es lief richtig gut. Aber dann kam diese Corona und - das muss man jetzt anerkennend feststellen - machte die regierende Partei dem Land Korruptistan höchste Ehre. Die Abgeordneten der Hauptregierungspartei fädelten Deals ein und bereicherten sich in kaum zu überbietender Weise. Der Übervater hätte seine Freude dran gehabt. Emsö jedoch fiel das bei der Wahl auf die Füße. Der Staat wollte nicht wie Korruptistan werden, auch nicht die große Partei, was verwunderlich war, zumindest für Herrn Emsö.

Aber die hochtrabenden Pläne des Herrn Emsö sind zerplatzt, vorläufig zumindest. Verkraftet hat er das noch nicht, vergessen schon gar nicht, und so tummelt er sich ständig auf Schauplätzen herum und kräht wie der Gockel auf dem fremden Misthaufen. Dabei schwillt ihm der Kamm immer grotesker. Das merken die Menschen, ausgenommen die Mitglieder der KSU, die aller Regel auch gerne als Fremdmisthaufenkräher auftreten, und dann Dinge fordern, die man bei vernünftiger Betrachtung als Hirngespinnst oder Unsinn abtun muss. Aber Vernunft war in der KSU noch nie besonders beliebt. Da geht es um Ego, geschwollenen Kamm und auf fremden Misthaufen krähen.

Insofern muss der durchschnittliche Wähler in Korruptistan schon ein humorvoller Mensch sein, dass er bei so viel Testosteron und Dilettanz der KSU immer wieder seine Stimme gibt. Aber Corona hat uns gelehrt, dass Masken auch ganzjährig möglich sind, warum also nicht ganzjährig Fasching. 

Der neue Krieg

Massive Kriegsführung ohne Waffen

Ja, sie ist vernetzt, unsere Welt, ziemlich vernetzt sogar. Handel ist die beste Basis für Frieden und so war es auch fast siebenundsiebzig Jahre lang. Sogar mit Russland wurden Wirtschaftsbeziehungen aufgebaut, Gaspipelines gebaut und es ging gut, ja, hätte weiter gut gehen können, wenn dieses Russland mehr Demokratie gewagt hätte. Gorbatschow hätte dazu die richtigen Weichen gestellt. Handel schafft Wohlstand! Nur leider hat dieser in Russland nicht für alle gereicht. Die Erträge gingen vor allem für den eigenen Größenwahn drauf und da vor allem für Rüstung. Der Rest verschwand in den Taschen weniger, die sich damit ziemlich reich machten. Unter ihnen ein ehemaliger Deutscher Kanzler, den seine eigene Partei längst und kräftig in den Hintern hätte treten sollen. Das Hauptproblem aber heißt Putin.

Putin erlebte den Niedergang der UDSSR als KGB-Offizier in der DDR und es traf ihn schwer. Also schwang er sich auf in die Machtstrukturen Moskaus, wo es ihm ein sturzbesoffener Jelzin leicht machte, nach der höchsten Staatsmacht zu greifen. Fortan war sein erklärtes Ziel die Wiedergründung der russischen Großmacht. Ein Test mit der Krim zeigte ihm, dass er damit durchkommen würde. Der Westen würde tatenlos zusehen, ein paar Sanktionen, aber damit konnte man klarkommen. Und es war Eile geboten, denn die Ukrainer rochen den Braten und suchten den Anschluss an EU und Nato. Das aber hätte es Putin deutlich schwerer bis sehr schwer gemacht. Also mussten rasch Tatsachen geschaffen werden.

Ein Land, dass 800.000 Mann unter Waffen hat, kann so eine Ukraine wie eine Mücke zerquetschen, so war er sich sicher. Da man aber den Soldaten und allen übrigen Russen mit Dauerpropaganda weis gemacht hat, dass es sich in der Ukraine hauptsächlich um Russen handelt und die Ukraine überhaupt kein eigener Staat sei, müssen die russischen Soldaten praktisch auf Landsmänner, Landsfauen und Landskinder schießen. Das ist viel schwerer, als wenn du als Ukrainer auf einen angreifenden Russen anlegst. Und dann empört sich der Westen in einer unzumutbaren Weise und liefert Waffen, dabei betonten sie - und hier vor allem die Deutschen - dass sie das auf keinen Fall tun würden. Das ist ein Vertrauensbruch, denn der Westens legt Wert auf Vertrauen. Schließlich die wirtschaftlichen Sanktionen und der Rauswurf aus SWIFT, unerhört aus Putins Sicht.

Man muss auch bedenken, dass so ein Putin nicht unbedingt ein Kenner der Realität ist, ausgenommen seiner. Sogar mit den eigenen Militärs sitzt er an diesem Monstertisch auf Maximalabstand. Dieser Mensch ist also maximal verrückt und bringt das auch durch seine Sitzposition zum Ausdruck. Dass er jetzt auch noch den Einsatz von Atomwaffen als Drohgebärde ins Spiel bringt, spricht nicht für sehr viele Trümpfe in der Hinterhand. Und da ist es wieder gut, dass der Putin viele sehr gute Freunde hat, die sehr viel Geld verdient haben, vielleicht sogar auf legale Weise. Und wenn es wirklich sehr gute Freunde sind, dann werden sie ihm wegen ein paar verlorener Milliarden die Freundschaft sicher nicht kündigen, denn was wäre das denn für eine Freundschaft. Sie würden wohl auch verstehen, dass Putin auf Westeuropa Atombomben schmeißen muss, damit er sein Zarenreich kriegt, auch wenn sie mit Westeuropa sehr viel Geld verdienen. Echte Freundschaft hält das aus und es ist mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass sich Putin nur ausgesuchte und treue Freunde erwählt hat, die für den guten Zar Wladimir sogar in den Tod gehen würden, weil sonst wäre es beim Putin bald vorbei mir Drohen. Sonst würden sie ihm mit diesem und jenem drohen, was bestimmt auch das Umdrehen des Kragens oder eine ähnliche lebensbeendende Möglichkeit beinhaltet.

Den Freunden Putins sind wohl die sogenannten "abtrünnigen" Republiken in der Ukraine egal, vielleicht auch die Krim, wenn sie dort ihre Villen behalten können und vielleicht ist ihnen auch Weißrussland egal und das großrussische Reich. Vielleicht ist ihnen der Machthunger Putins kein großes Anliegen. Durchaus vorstellbar, dass die Freunde Putins lieber Geschäfte mit der Ukraine und Westeuropa machen würden und wegen des Rausschmisses  aus SWIFT extrem sauer sind. Aber das sind natürlich Hirngespinste eines Verschwörungstheoretikers, denn solche Freunde würde Putin nie an sich heran lassen. Aber es müssen ja gar keine Freunde sein, es könnte ja auch sein, dass diese Freunde lediglich Geschäftspartner Putins sind, auf die und dessen Einfluss er angewiesen ist. Vielleicht sollte man aus Versehen diesen dubiosen Luxuspalast am schwarzen Meer dem Erdboden gleich machen. Da Putin abstreitet, dass ihm diese Nobelhütte gehört, könnte er sich schwerlich darüber beschweren. Und es wird sich auch sonst niemand beschweren, weil der Protzbau keinen anderen Eigentümer hat, es ist ein Haus ohne Eigentümer, ein herrenloses Haus. Durch eine Zerstörung könnte man aber erfahren, ob das alles auch so stimmt. Und wie schnell verfliegt sich so eine Rakete. Das könnte man vielleicht sogar Nordkorea unterschieben. Freilich, noch besser wäre es, wenn Putin zum Zeitpunkt des Einschlags dort anwesend wäre. Aber man kann halt nicht alles haben. Die Überstellung dieses realitätsverlustigen Egomanen nach Den Haag wäre auch eine zufriedenstellende Beendigung dieses sowjetischen Artefakts.

Unerhört! Die katholische Kirche bebt

Über die Forderungen der niederen Katholiken

Das sich das was ändern muss, das weiß, wer die Zeit aufmerksam beobachtet, schon länger. Du kannst als katholische Kirche (KK) nicht einfach verharren. Johannes XXIII wusste das schon und da drehte sich die Entwicklungsschraube noch verhältnismäßig übersichtlich. Trotzdem ordnete er ein Aggiornamento an, eine "Verzeitlichung". Danach taten die Fürsten im Klerus vieles, dieses Aggiornamento des 2. Vaticanums wieder zurückzudrehen. Sie fürchteten um ihre Pfründe,  um ihren Prunk und Pomp und ihre Macht. Aber man kann Zeit nicht zurückdrehen. 

Man sieht das sehr deutlich an der Behandlung der Missbrauchsproblematik. Es sei damals halt so gewesen, das war zwar gängige Praxis und der Klerikalismus hielt dicht, verschob Problempriester von Pfarrei zu Pfarrei und hielt den Deckel drauf, dass die heilige KK nur ja nicht besudelt würde. Dass sie aber genau das damit erreichten, fällt ihnen heute auf die Füße und dass es einem Ratzinger dermaßen schwer fällt, sich einfach nur aus tiefstem Herzen und ohne Wenn und Aber zu entschuldigen, zeigt, dass es manche immer noch nicht begreifen. Man kann einen Rostfleck überspachteln und überstreichen, aber der Rost frisst weiter.

Albino Luciani was Bischof von Venedig und wollte von der Banco Vaticano Geld für Sozialwohnungen, die aber wollte nicht. Als er am 26. August 1978 Papst wurde, hätte das für die Vatikanbank problematisch werden können. Also verstarb der Papst nach 33 Tagen im Amt. Freilich ist das nur ein Zufall. Wer würde schon einen Papst ...? Sein Vorgänger, Paul VI verfügte das Verbot von Empfängnisverhütung. Nicht nur aus heutiger Sicht eine Katastrophe. Was hat die Kirche in den Schlafzimmern zu suchen? Hierzu kam auch unter Woityla kein Umdenken. Ratzinger wollte die Missbrauchsfälle zur Chefsache machen und orderte alle Vorgänge nach Rom, wo sie eingelagert auf die Ewigkeit warten. Heute distanziert er sich sogar von irgend einer Verantwortung. Aber was erwarten wir, wenn man Greis sein muss, um in die höchste katholische Verantwortung zu kommen. 

Die Entwicklungsschraube dreht sich schneller und schneller und der synodale Weg kam nicht zustande, weil es wieder mal ein paar hyperaktive Laien gab, die herumg'schafteln wollten und sowieso alles besser wissen. Der synodale Weg kam, weil immer mehr Laien und auch Kleriker erkannten, dass es so nicht mehr lange weiter gehen kann, weil es dann nicht mehr weiter gehen wird. Wenige trauten den Synodalen einen Erfolg zu, zu viel Vetomacht seitens des Klerus. Und doch kam es anders. Vermutlich ist dieser Denkprozess in keinem anderen Land der Welt so weit fortgeschritten. Ja, es wird Länder geben, wo man sich nicht mal trauen würde, darüber nachzudenken, weil man fürchtet, die Heiligkeit zu gefährden. Welche Heiligkeit?

Einen gewaltigen Schubser hat die Einbehaltung des Kölner Gutachtens gegeben und dann die Vorstellung des Münchner Missbrauchsgutachtens. Nach dessen Vorstellung sogar ein Kardinal zugab, dass es für manche Priester besser wäre, sie wären verheiratet. Das war schon in gewisser Weise ein Dammbruch. Aber nicht nur Moskau ist weit, auch Rom, obgleich viele Wege hinführen. Rom wird wohl schon wissen, was denn da gerade in München passiert und in Köln und es wird Machtspiele geben. Aber wird sich etwas ändern? Nun ja, Geld regiert die Welt, auch den Vatikan und es ist viel Geld, dass von Deutschland nach Rom reist. Geld ist zwar der unwürdigste aller Beweggründe aber der wirksamste. Würde sich der Vatikan die vorgelebte Bescheidenheit des Franziskus zum Vorbild nehmen, dann ginge es natürlich viel billiger. Aber so schreibt sich der Herr Kurienkardinal nicht. Der will seine 400 Quadratmeter Luxuswohnung im Zentrum Roms. Pomp macht was her. Aber Pomp kostet halt. Und sollte Deutschland sich der Macht des Geldes besinnen und Rom Bescheidenheit abverlangen, dann könnte vieles gehen. Hauptsache man kann die Herrlichkeit Gottes auf Erden passend repräsentieren. 

Aber so schnell geht dem Vatikan die Luft, sprich das Mammon nicht aus. Immerhin sind da ja auch die Shell-Aktien, die man aber nur schweren Herzens verkaufen würde und so manch andere Firmenbeteiligung, bei der der Erdenkatholik die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde, wenn er es denn glaubte. Doch das ist ein anderer Missbrauchsskandal. Während jeder ehrliche und verantwortungsbewusste Mensch bei Geldanlagen auch moralische Gründe anlegt, hat die KK damit keine Probleme. Sie ist ja die Moral, warum also moralisch handeln. Doch die Erde bebt und die Wellen werden stärker. Der Dampf im Kessel steigt und es ist höchste Zeit, Dampf abzulassen, sonst fliegt der Deckel und dann kann Keiner und Keine voraussagen, was passieren wird. Möglich ist alles. Sogar die Dinosaurier sind verschwunden und die beherrschten die Erde immerhin über 170 Millionen Jahre. 

Kennen Sie das Credo

Was wir da seit Jahren gedankenlos herunterbeten

Natürlich kennen Sie das Credo, was für eine Frage. 

"... und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben." So sieht also aus katholischer Sicht die weltliche Existenz Jesu aus. Wow! Geboren, gelitten, gekreuzigt, gestorben. Und sein Leben? Immerhin dreiunddreißig Jahre. Die viel gepriesenen und wohl ausfabulierten Wunder? Auf die kommt es doch in den vielen Evangelien an. Daran nicht glauben? Geboren, gelitten ... Seit Generationen geben wir uns damit zufrieden. Freilich, es geht ja um die Erlösung unserer Sünden. Jesus, Sohn Gottes, muss sich auf der Erde kreuzigen lassen, um die Menschen - Schöpfung Gottes - von den Sünden zu erlösen, die andere Menschen, damals noch im Paradies, zum Leidwesen Gottes gemacht hatten. Damit diese Erbsünde überhaupt möglich war hatte Gott in die Mitte des Paradieses einen Apfelbaum mit vermutlich extrem köstlichen Äpfeln erschaffen und den Genuss der Äpfel verboten. Schon perfide. Und weil die Menschen nicht widerstehen konnten, was Gott in seiner unermesslichen Weisheit natürlich im Vorhinein wusste, war die Erbsünde mehr oder weniger unausweichlich. Warum aber sandte Gott nun Jesus zur Tilgung dieser unvermeidlichen Sünde auf die Erde und verlangte, dass Jesus zu töten sei, damit er die Sünde vergeben konnte? Nun, du musst schon katholische Kirche sein, dass dir darauf eine Antwort einfällt. Einsichtig ist sie nicht. Man sagt halt, dass es so ist und verbarrikadiert sich hinter dem angeblich unermesslichen Ratschluss Gottes. Das klassische Paradoxon. War es das, was Jesus uns hinterlassen wollte? War es nicht vielmehr sein Leben, seine Gleichnisse, seine Lehre? War sein Tod nicht eine logische Konsequenz seiner Kompromisslosigkeit? Und wahrhaftig nicht die Notwendigkeit für die Tilgung dubioser Schuld, deren Ursprung in den Urgründen fast aller Religionen verankert ist. Es scheint mir, dass es aktuell in der Kirche nicht nur an der mangelnden Fähigkeit der Selbstkritik mangelt, sondern auch am Willen auch nur ein Jota an den Glaubenslehren zu ändern. Die Erbsünde, die ewige Verdammnis, das waren unverzichtbare Aktivposten für das Monopol der Kirche, für die Sündenvergebung. Ohne Taufe, keine Erlösung von der ewigen Verdammnis. Ohne Sündenvergebung keine Zukunft in der Ewigkeit. Ein einfaches, aber sehr effektives Prinzip. Mit diesem Prinzip wurde der Petersdom in Rom errichtet und Martin Luther leitete deshalb mit seinen Thesen die Abspaltung der evangelischen Kirche ein. Die Gegenreformation mauerte die katholisch Position ein. Und heute? Ja heute wird genau das zum Menetekel. Mag schon sein, dass die deutschen Probleme in der katholischen Weltkirche  bedeutungslos sind. Aber ist die katholische Weltkirche tatsächlich mündig und mutig genug, die Thematik zu behandeln? Vermutlich nicht. Also kann man sich nicht darauf hinausreden, dass die aktuell in Deutschland im Rahmen des synodalen Wegs diskutierten Themen in der katholischen Weltkirche keine Rolle spielen. Man kann nur feststellen, dass das leider so ist, weil die meisten Regionen der Welt leider rudimentäre Probleme haben. Wenn Rom das nicht erkennt, werden sie wohl den Gürtel in Zukunft viel enger schnallen müssen. Denn das meiste Geld kommt aus Deutschland, lässt man die Mafia mal außer acht. Und Geld regiert die Welt, auch im Vatikan. Insofern ist es nicht so unwahrscheinlich, dass Rom auf die aktuellen Diskussionen in Deutschland reagieren muss.

Gut gebrüllt, Löwe!

Über die zwangsmutigen Beschlüsse des synodalen Wegs

Um es gleich vorweg klar zu stellen: Ich gab dem synodalen Weg von Anfang an keine Chance. Zu viele Vetomöglichkeiten seitens der Bischöfe konnten jedes noch so kleine Reförmchen im Keim ersticken. Aber nun ist es anders gekommen. Die Beschlüsse gehen weit über das hinaus, was unverbesserliche Optimisten für erreichbar gehalten hätten. Ja, wie konnte das passieren? Vermutlich führte eine Verkettung von Ereignissen dazu. Das begann mit dem resignierten Rückzug von Kardinal Marx vom Vorsitz der deutschen Bischofskonferenz, setzte sich mit der Ignoranz eines Kardinal Woelki im Bezug auf das Missbrauchsgutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl fortund fand schließlich mit dem von Marx bei eben dieser Kanzlei in Auftrag gegebenem Gutachten für die Erzdiözese München-Freising ein vorläufiges Ende.

Das konnte einfach nicht mehr ignoriert werden. Und es wäre durchaus möglich dass Marx so kalkulierte. Wer jetzt noch so tut, als wäre alles bestens und müsste nichts reformiert werden, der muss wahrhaftig verblendet sein. Oder aber will die Kirche krampfhaft im Gestern konservieren, wo doch alles so heilig und gut war, mal abgesehen von den schwarzen Flecken. Vermutlich sehen diese Unverbesserlichen die missbrauchten Kinder als das Böse, das die Heilige mit Schmutz bewirft. Nein, man kann es nicht mehr wegdiskutierten und man muss auch nicht so tun, als wäre die überproportionale Repräsentanz von Homosexualität im Klerus reiner Zufall. Das hat alles System und es kann nur durch Systemänderung behoben werden. Das ist jetzt absolut kein Plädoyer gegen Homosexualität, wohl aber dafür, mit ihr anders umzugehen. Diese Scheinheiligkeit, auf der einen Seite Homosexualität zu verteufeln und auf der anderen die eigenen Reihen damit zu füllen muss beendet werden. Warum Homosexuellen eine Segnung verweigern? Das ist ja eine Einstellung die es nicht mal in der Vorzeit hätte geben dürfen. Warum Priester nicht heiraten lassen, sondern die Augen zudrücken, wenn sie trotz Zölibat Vater werden.

Natürlich soll zölibatär leben dürfen, wer das für sich will. Aber wenn sich ein Mensch im jungen Erwachsenenleben für die Ehelosigkeit entscheiden muss und dann merkt, dass er dafür nicht geschaffen ist, ist es dann besser, ihn des Amtes zu entheben oder heiraten zu lassen? Sind verheiratete Menschen etwa schlechter? Beten sie schlechter? Verhalten sie sich schlechter? Ist die Vereinigung von Mann und Frau eine Abkehr von Gott? Warum hat Gott es dann so eingerichtet, dass wir nur dadurch überleben, weil Mann und Frau sich vereinigen? So viel Müll, so viel Unsinn, so viel Leid!

Freilich hat Rom das letzte Wort, aber so einen massiven Reformaufruf aus Deutschland kann Rom nicht einfach vom Tisch wischen. Es gärte ja schon bei der Amazonas-Synode, als des Priestermangels wegen der Vorschlag sogenannter "Viri probati", also erfahrener Männer, rigoros vom Tisch gewischt wurde. Da ging es nicht um den Amazonas. Da war beim reaktionären Mob in Rom schon die Angst im Spiel, man könnte eine Tür öffnen und durch diesen Spalt würde der Zölibat entwischen. Nun, das tat er nicht. Aber jetzt wird das Thema direkt angesprochen und nicht nur der Zölibat steht zur Diskussion, sondern auch die Frauenordination. Freilich versucht man mit der Diakonin zunächst einen Fuß in die Tür zu setzen, aber eigentlich ist das feige. Das entspringt der Angst, dass man nicht zu viel fordern darf, weil man sonst gar nicht bekommt. Aber man muss Chancen nutzen, wenn sie sich bieten. Man muss erkennen, wenn das Spiel läuft. Mag schon sein, dass die katholische Kirche in Deutschland nur ein Bruchteil des Weltkatholizismus ist. Aber man darf auch nicht vergessen, dass der Vatikan ohne das viele Geld aus Deutschland den Gürtel sehr viel enger schnallen müsste, also hat Deutschland schon eine große katholische Stimmkarte.

Die konservativen Kreise in Rom werden darauf drängen, keinen Zentimeter zurück zu weichen, die Reformkräfte - geringer an Zahl, werden den Forderungen stattgeben wollen. Und die klugen Kräfte - sollte es sie geben, werden eins drauf setzen und die statt den Diakoninnen die Frauenordination fordern. Man kann natürlich sagen, dass der synodale Weg nichts, ja überhaupt nichts zu beschließen hat, aber die Tatsache, dass es diesen synodalen Weg gibt, der Umstand, dass sogar Bischöfe für Reformen stimmen zeigt deutlich, dass Handlungsbedarf besteht und das nicht nur in Deutschland, aber wir waren immer schon gut im Vorauseilen.

Wir haben das Ende der Kernkraft eingeläutet, warum also nicht auch das Ende des Pflichtzölibats und den Anfang der Frauenordination. Wer Kanzlerin kann, könnte auch Pfarrerin. Oder anders gesagt: Wir schaffen das!

Wenn der Wind weht, kann man Mauern bauen, um ihn abzuwehren oder Windmühlen.

 

Die heilige katholische unglaubwürdige Kirche

Über die Versündigung an Kindern und an der Wahrheit

Natürlich haben sie alle nichts gewusst, die ganzen "Würdenträger", vom Generalvikar angefangen, über die Weihbischöfe bis hinauf zum Erzbischof und zum Papst. Nicht die leiseste Ahnung hatten sie und daran erinnern sie sich ganz genau, bis ins kleinste Detail. Nein es geht nicht um die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen, es geht nur darum nachzuweisen, dass man nichts gewusst haben kann. Unvorstellbar, welch ein Schaden für Gottes Konsulat auf Erden entstünde, wenn der Botschafter persönlich oder einer seiner Heiligen von solchen Schändlichkeiten gewusst hätte. Aber er kann es gar nicht gewusst haben, denn selbst wenn ihm der Missbrauchstäter das in aller Schrecklichkeit erzählt hätte viele das unter das Beichtgeheimnis und das ist nun mal elementar. Die Beichte ist ein Sakrament, da werden Sünden vergeben, auch wenn sie noch so schrecklich sind. Also selbst wenn der alte Papst das tatsächlich erfahren hätte, dann höchstens im Beichtstuhl. Insofern konnte er seinem Zimmermädchen Gämsenwein gar nichts gesagt haben, denn dann hätte er das Beichtgeheimnis gebrochen. Ein Johannes Nepomuk ersoff dafür in der Moldau. Nein, die Gämsenwein wusste nichts, deshalb kann sie auch so glaubwürdig dementieren. Dass man von so einer Beichte ein Protokoll angefertigt hat, wo auch noch drauf steht, dass der alte Papst dabei war, das ist wieder mal so typisch deutsch. Es sollte doch selbstverständlich sein, dass dermaßen delikate Angelegenheiten ja nicht protokolliert werden dürfen. Und dann werden diese Protokolle auch noch an die Anwälte durchgestochen. Da muss doch der Teufel die Hand im Spiel gehabt haben. Ist der Böse schon so weit in die katholische Kirche eingedrungen, dass er Zugriff auf Protokolle hat? Hat er sich gar schon in Purpur gehüllt?

Dementieren, dementieren

Die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche ist auf ein historisches Tief gefallen. Nicht mal im Mittelalter war es so schlimm, obwohl da die Kirche weit schlimmer war. Man hätte halt diese Freizügigkeit nicht zulassen dürfen. Drakonische Strafen für jede Kritik an der Kirche, das wäre natürlich die Lösung, aber in diese Finsternis führt kein Weg zurück, da hilft alles nichts. Egal was passiert, egal, wie schrecklich es auch ist, man muss dementieren und dementieren und dementieren, anders kann die Heilige nicht vor dem Schmutz der Welt bewahrt werden. Diesen Schmutz, zu dem eine sündhafte und lotterhafte Welt die geweihten Männer der katholischen Kirche immer unwiderstehlicher verführt. Statt Brevier werden die betenden Männer Gottes von Smartphones und Computern mit der Lasterhaftigkeit der Welt überschüttet, bis sie an den Rand des Erträglichen geraten. Und dann passiert, was passieren muss und natürlich wird dann der Priester an den Pranger gestellt und nicht der lüsternde Minderjährige. Und damit die katholische Kirche sich vor dieser Unzucht und diesem grauenhaften Verbrechen an Kindern schützen kann, darf sie davon keine Kenntnis erlangen. Dieses Wissen muss in Giftschränken verschlossen werden, damit nur ja kein Hochwürdigster und keine Heiligkeit auch nur ansatzweise davon Kenntnis erlangt. Dementieren ist systemrelevant, damit die heilige katholische Kirche ihre Heiligkeit bewahren kann und je weniger man weiß, desto glaubhafter klingt das Dementi.

Bekennen und Bereuen

Freilich wäre es christlicher und moralischer würde man all diese Schandtaten einfach bekennen und es bereuen und vor allem Vorkehrungen treffen, dass so was nicht wieder oder zumindest nicht in diesem Ausmaß passiert. Überall hat man es mit Menschen zu tun und der Fehlerfreie ist noch nicht erfunden. Wenn die katholische Kirche in Deutschland überleben will, wäre sie gut beraten, mit offenen Karten zu spielen. Wenn so was passiert, dann darf man, nein muss man von den Führungspersonen Verantwortung verlangen. Zu sagen, das wusste man nicht, ist ein Armutszeugnis. Wenn sie wenigstens sagen würden, dass sie es sehr bedauern, nichts davon erfahren zu haben. Aber nein, sie mauern und dementieren. Wer soll ihnen noch glauben? Wer soll ihnen noch vertrauen? Was ist das für eine Vorstellung von christlicher Moral, wenn man sich hinter Unwissenheit versteckt und welche Katastrophe, wenn die Mitwisserschaft doch ans Licht kommt? Es ist so traurig mit ansehen zu müssen, wie sich eine Religion mit Lügen und Betrügen und Realitätsverweigerung in aller Öffentlichkeit zerlegt und nicht ansatzweise fähig ist, öffentlich zu beichten. Man würde ihr vieles vergeben. Aber vor der Vergebung dieses Sündenregisters steht nun mal die Beichte. Die steht an, und wie!

Sing mir das Lied vom Tod

Die gesungene Hoffnungslosigkeit

Im Grunde ist es ja ganz einfach: Wer Kirchensteuer zahlt, kommt selbstverständlich in den Himmel und im Himmel ist das Paradies und der Petrus hat die Schlüssel. So weit so gut. Aus kirchlicher Sicht ist also das Ende des Lebens der Aufbruch in die Herrlichkeit. Das Requiem ist frühestens drei Tage nach dem Lebensende, das muss so sein, weil man ganz sicher sein will, dass der Leichnam auch ein solcher ist. Freilich könnte man schnell mal im Paradies nachfragen, ob den der oder die Neuparadieser(in) schon da ist, aber auf den Trichter kam man noch nicht und außerdem gibt es ja auch die Nichtkirchensteuerzahler und wo sollte man da anrufen. Es ist auch gar nicht abgesprochen, wie lange die Wartezeit bei Petrus ist und ob das überhaupt drei Tage sind. Da beschäftigen sie sich in Rom lieber mit so Nebensächlichkeiten wie Heiligsprechungen, die im Paradies jedes Mal einen Umzugsterror verursachen, statt so essentielle Fragen wie die Paradieswartezeit festzulegen. Aber es wäre schon gerecht, wenn man in Warteraum die Trauerreden und das Requiem noch mitbekommen würde, praktisch als Fegefeuer.

Beim Requiem beten wir vor allem für einen raschen Einlass in die göttliche Herrlichkeit, also einen durchaus freudigen Prozess. Wenn dann aber der Chor einsetzt, dann weißt du, dass das alles nicht stimmen kann. Der Chor singt das Lied vom Tod, in Moll und maximal freudlos, eher verzweifelt. Ich weiß nicht, ob sie dabei weinen, aber zu vermuten ist es schon. Freilich ist so eine entschwundene Seele für die Lebenden erst mal weg, je nach Alter der Überlebenden länger oder kürzer. Und man sieht sich wieder, sagt der Pfarrer zumindest und der muss es wissen. Freilich ganz nach "Brandner Kaspar und das ewige Leben" wird es wohl nicht sein. Selbst der kam nicht mehr zurück, um einmal detailliert zu berichten, denn das wäre schon mal ein brauchbares Feedback. Dass die katholische Kirche nicht längst mal auf ein Austauschprogramm drängt, ist schon seltsam. Hat sie Angst, dass es doch ganz anders ist, da drüben? Dass sie gar keine Heiligen in größere Wohnungen umziehen lassen kann? Es liegt zumindest nahe, denn bei diesen engen Beziehungen sollte das eine Selbstverständlichkeit sein. Diese Zweifel kommen in den Liedern des Requiems zum Ausdruck. "Meine Seele ist Stille in dir", ja so hört es sich an, das Lied vom Tod.

Das Schweigen der Hirten

Eine leider wahre Geschichte über Duschen und Vertuschen

Wer heute so um die sechzig ist wird wohl in seinen Kindertagen so manch schulische Watschn eingefangen haben. Das war damals schon unerlaubte Gewalt, man muss aber auch bedenken, dass eine ziemlich gewalttätige Zeit noch nicht allzu weit zurück lag. Vielleicht auch deshalb das Verbot der körperlichen Züchtigung, es war vermutlich notwendig. Man erkannte wohl auch, dass Angst kein guter Lehrmeister ist. In der katholischen Kirche (KK) sah man das noch lange Zeit anders und da die KK ein wahrer Meister des Konservierens ist, tut sie das noch immer.

Duschen und Vertuschen

Wer könnte das nicht genießen, sich nach körperlicher Betätigung, sei es Sport oder Arbeit ins Bad zu gehen und zu duschen, von Schweiß und Dreck zu reinigen und die Wasserstrahlen zu genießen. Ersetzt man aber das "D" durch seinen harten Bruder, das "T" und fügt die nette Vorsilbe "ver" davor, dann ist es gleich alles andere als nett. Aber, was soll man dazu sagen, die KK betrachtet es als essentiell.

Wenn man mit dem Auto mit 80 Sachen durch eine Ortschaft braust und nicht geblitzt wird, bekommt man weder Bußgeld noch Knöllchen und wenn es ohne Schaden abgeht, dann hat man Glück gehabt. Wenn sich aber der Ortspriester an einem Ministranten vergreift, dann ist es ohne Belang, ob er dabei erwischt wird oder nicht, denn das geht auf keinen Fall ohne Schaden ab und der ist groß. Nicht umsonst treten die meisten Missbrauchsopfer früher oder später aus der KK aus.

Kommt dann so ein Fall ans Licht, begibt sich die KK schnell in die Opferrolle und die gängigen Stereotypen werden aus der Schublade geholt: "Ein Angriff auf den Zölibat", "Pauschalverurteilung einer heiligen Institution", "auch anderswo wird missbraucht", "das ist kein KK-Problem" und so fort. Kommt es nicht an die Öffentlichkeit, umso besser. Hauptsache alles kommt so schnell wie möglich unter den Teppich. Daran konnte auch die ganze Missbrauchsaufarbeitung nichts ändern, vermutlich wollte sie es auch gar nicht. Wenn ein in Auftrag gegebenes Gutachten nicht passt, dann findet man triftige Gründe, es nicht zu veröffentlichen und gibt ein neues mit den passenden Vorgaben in Auftrag.

Die Gabe des Vergessens

Ein ganz wichtiger Aspekt dabei ist das Vergessen. Es ist ja nicht leicht, etwas zu vergessen. Wenn man zum Beispiel eine schwere Beleidigung vergessen muss, weil man mit der beleidigenden Person weiterhin auskommen muss, dann ist das eine sehr schwere Aufgabe. Die kann auch misslingen und man kann es einfach nicht vergessen, also versucht man es zu verdrängen so gut es halt geht. Bei den Bischöfen der KK scheint es aber grandios zu funktionieren. Das liegt vermutlich an ihrer Kopfbedeckung, die manche als geistiges Löschhorn bezeichnen. Eventuell bekommen die Bischöfe aber auch spezielle Medikamente bei ihrer Weihe, die das Vergessen fördern. Wie sonst könnten sie sich hinstellen und so treuherzig wie möglich bekunden, dass sie von Missbrauchsfällen keine Kenntnis hatten, oder die Hirten schweigen. Das mag gut für den einzelnen Bischof sein, aber für die Missbrauchsopfer ist es eine Katastrophe. Plötzlich stehen sie mit einem kirchlich umgehängten Lügenmäntelchen da. Während die Heilige weiterhin heilig bleibt und das bis in alle Ewigkeit.

Beglaubigte Heiligkeit

Ja, das denkt sie sich so, das wünscht sie sich. Sie, die katholische Kirche, die sich bei jedem Glaubensbekenntnis ihre Heiligkeit beglaubigen lässt. Und jene, die sie am meisten geheiligt haben wollen, würden das Wort Glaubensbekenntnis am liebsten verbieten und das Wort "Credo" vorschreiben. Ja überhaupt soll mit dem Herrn auf Latein geredet werden. Kyrie eleison! Das ist die Sprache der Kirche, der geweihten Männer. Das ist die Sprache der Erinnerungslosen, der Vertuscher von Kindsmissbrauch in dem Glauben (oder auch nicht), dass es nun mal besser ist, eine Straftat zu vertuschen als der heiligen Kirche, in derem Auftrag der Missbraucher steht, zu schaden. So oder so ähnlich werden sie es wohl sehen, wenn sie Missbrauch ins Grab des Vergessens versenken.

Die Zeiten aber haben sich geändert. Vor 50 Jahren war der Kirchenbesuch höchstens theoretisch freiwillig und der Pfarrer der höchste Mensch der Gemeinde. Niemals werde ich vergessen, wie ein Mädchen an Erntedank über die aufgebauten Früchte staunte und das Nahen des Pfarrers nicht bemerkte. Jener versetzte dem Mädchen eine schallende Ohrfeige, dann gab er ihm die Kommunion. Ja, so war das damals und jenes Mädchen wird dieses Erlebnis wohl bis heute als schlimme Demütigung in Erinnerung haben. Heute wäre das unvorstellbar, Gott sei Dank! Heute ist Kirchenbesuch absolut freiwillig, es gibt keinen kirchlichen und keinen gesellschaftlichen Zwang mehr, auch das ist richtig und wichtig. Aber die Kirche stellt das vor neue Herausforderungen und das hat sie noch nicht verinnerlicht. Manche Bischöfe vertreten sogar die Auffassung, dass eine kleinere Kirche mit treuen Katholiken die bessere Kirche ist. Ja, aber dann sollten sich diese Hirten schleunigst einen bescheideneren Lebensstil angewöhnen, damit ihn die kleine Schar der Getreuen finanzieren kann.

Gottes Schnittstelle

Die Kirche sieht sich gerne als Schnittstelle zu Gott, als Tor zum Himmel. Aber der Putz bröckelt und hinter der Fassade kommt immer mehr übertünchtes Vergehen zum Vorschein. Glaube wird heute nicht mehr von Kindheit an ins Hirn gebrannt, die Menschen sind mündig geworden. Dann werden sie mit einer Kirche konfrontiert, der sie per Taufe angehören und die ihnen per Steuerbescheid Geld abnimmt. Sie erleben diese Kirche als sündhaft und egozentrisch und irgendwann erkennen sie, dass es nicht die KK ist, die ihnen den Weg zu Gott garantiert, sondern - sollte Gott überhaupt einen Unterschied machen und sollte er uns nach dem Tod überhaupt noch brauchen - jeder Mensch selbst entscheiden kann, ob er und sie ein guter Mensch ist. Gott ist ziemlich lange ohne Menschen ausgekommen und noch länger ohne KK. Dass die KK ohne Gott gut auskommt, hat sie oft genug bewiesen, dass sie aber ohne Menschen nicht überleben kann, diese Erkenntnis ist noch nicht bis auf die Entscheidungsebene durchgesickert, denn sonst würde sie sich längst viel nützlicher und unentbehrlicher machen.

Hoffnung

Hoffnung, so kann man es nennen. Eine Hoffnung, die KK möge ihr Zentrum neu verorten, mitten in die Welt hinein, mitten unter die Menschen. Eine Hoffnung, sie möge sich nicht selbst so wichtig nehmen, sondern ihren Dienst an den Menschen. Es ist wohl auch an der Zeit zu erkennen, dass die Liebe unter den Menschen eine Gottesbeziehung nicht ausschließt. Ja, dass der Mensch menschliche Liebe braucht und nicht zum Alleinsein geschaffen ist. Und ich bin mir sicher, dass ein Priester, der selber Kinder hat, einem faszinierten Mädchen keine Watschn geben würde, er würde es als Dank für die fleißigen Hände sehen, die den Erntedankaltar aufbauten.

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